Kompakt, aber komplett: das Reihenhaus

Ein Reihenhaus in Deutschland

Das Reihenhaus wird des Öfteren als kostengünstige Alternative zum freistehenden Eigenheim bezeichnet. Wer sich an den direkt angrenzenden Nachbarn nicht stört, kann von einer Reihe an Vorteilen profitieren – die geringeren Grundstückskosten sind nur einer davon. Welche Argumente noch für Reihenhäuser sprechen, welche eventuellen Kehrseiten es gibt und worauf vor dem Bau oder Kauf zu achten ist, vermittelt Ihnen dieser Artikel.

Merkmale und Typen des Reihenhauses

Der Grund für die Bezeichnung ist praktisch selbsterklärend: Mehrere Einfamilienhäuser schließen unmittelbar aneinander an. Im Ergebnis entsteht daraus eine Reihe von mindestens 3 Einfamilienhäusern. Somit teilen sich je 2 Einheiten eine Außenwand. Demnach erübrigt sich an den entsprechenden Seiten der Einbau von Fenstern. Reihenhäuser werden in aller Regel von Bauträgern oder Wohnungsbaugesellschaften realisiert. Ein typisches Merkmal ist das zumeist identische Erscheinungsbild der einzelnen Objekte. Insbesondere folgende Elemente sind einheitlich:

  • Gestaltung der Fassade
  • Art und Farbe der Dachziegeln
  • Türen und Fenster

Für das Reihenhaus bedarf es des Weiteren keiner großen Grundstücksflächen. Aufgrund der räumlichen Nähe kommt dem Schallschutz eine wichtige Rolle zu.

Unterschieden wird in Mittel- und Endhäuser. Die Anzahl der Mittelhäuser ist beliebig. Je länger der Reihenhauszug ausfällt, desto mehr sind es. Unterdessen kann es nur 2 Endhäuser geben. Sie bilden an den Seiten jeweils den Abschluss. Da sie lediglich an ein Nachbargebäude angrenzen, verfügen sie oftmals über ein größeres Grundstück. Das hat zur Folge, dass die Gesamtkosten für das Reihenendhaus etwas höher angesiedelt sind.

Als preiswerter gelten indes die Mittelhäuser nicht nur wegen ihrer kleineren Freifläche. Weil sie sich 2 Außenwände mit den danebenliegenden Gebäuden teilen, kommt es zu einem geringeren Verlust an Wärmeenergie. Das ermöglicht einen niedrigeren Verbrauch.

Gut zu wissen: Je nach Qualität der Dämmung können bei einem Mittelhaus im Schnitt zwischen 5 und 10 Prozent an Energie gegenüber einem Reihenendhaus eingespart werden.

Das Reihenhaus mit seinen Vor- und Nachteilen

Unter dem Begriff des Eigenheims lassen sich zahlreiche verschiedene Bauformen zusammenfassen. Wer den Traum von den eigenen 4 Wänden realisieren möchte, hat dementsprechend viele Optionen. Ein Blick auf die Vorzüge und eventuelle Nachteile hilft bei der Überlegung, ob auch das Reihenhaus infrage kommt.

Die unmittelbare Nähe zu den Nachbarn ist ein wichtiger Aspekt, den es zu berücksichtigen gilt. Dabei bietet das Reihenendhaus etwas mehr Privatsphäre, da es nur ein verbundenes Gebäude gibt. Eine gute Nachbarschaft setzt Toleranz und gegenseitige Rücksichtnahme bei allen Parteien voraus, sonst wird sie womöglich zur Belastungsprobe. Die Freizügigkeit, die ein freistehendes Einfamilienhaus gewährleistet, ist nicht zu erwarten. Das gilt auch für das Individualisieren des Eigenheims. Bauliche Veränderungen lassen sich nicht ohne Weiteres vornehmen, da sie das einheitliche Erscheinungsbild beeinflussen können.

Die häufig kompakten Grundstücke sind Vor- und Nachteil zugleich. Einerseits tragen sie dazu bei, dass das Reihenhaus ein vergleichsweise günstiger Immobilientyp ist. Andererseits fällt der Außenbereich dadurch schlichtweg kleiner aus und die Gestaltungsmöglichkeiten bleiben limitiert. Insbesondere Mittelhäuser verlangen nach einer durchdachten Konzeption – 2 von 4 Wänden teilen sie sich mit den benachbarten Einheiten. Platz für Fenster ist demnach nur an der Vorder- und Rückseite des Gebäudes.

Die Bewohner eines Mittelhauses profitieren wiederum von der guten Wärmeisolierung: Da es von 2 Objekten eingeschlossen ist, geht weniger Energie verloren. Kosten lassen sich bei einem Reihenhaus aber an verschiedenen Stellen sparen. Neben der bereits erwähnten überschaubaren Grundstücksgröße hat auch die Bauweise Einfluss. Da die Einheiten für gewöhnlich identisch gehalten sind, benötigen die Bauträger Materialien und Haustechnik in größerem Umfang. Je mehr sie bestellen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für Mengenrabatte, die sich positiv auf den Gesamtpreis der Immobilie auswirken können.

Zwar sind Siedlungen von Reihenhäusern überall denkbar, sie kommen jedoch vermehrt im zentrumsnahen Bereich oder in erschlossenen Wohngebieten vor. Immerhin erlauben sie eine platzsparende Bauweise, durch die sich knapper werdende Grundstücksflächen effektiv nutzen lassen. Das bedeutet, dass oftmals eine attraktive Lage zu erwarten ist. Eine gut ausgeprägte Infrastruktur, die Nähe zu Bildungseinrichtungen und Einkaufsmöglichkeiten mögen denkbare, positive Standortfaktoren sein.

Für wen eignet sich ein Reihenhaus und mit welchen Kosten ist zu rechnen?

Im Zusammenhang mit dem Reihenhaus wird des Öfteren von einer sogenannten Einsteigerimmobilie gesprochen. Gemeint ist damit, dass es sich als erstes Wohneigentum eignet. Zur Zielgruppe gehören daher unter anderem junge Familien. Sie haben die Möglichkeit, in ein Eigenheim zu ziehen, wobei die Kosten auf dem vergleichbaren Niveau einer Eigentumswohnung liegen. Gegenüber dieser genießen sie jedoch einen höheren Wohnwert.

Generell dürfen sich auch all jene von einem Reihenhaus angesprochen fühlen, die sich nicht an der direkten Nachbarschaft stören und auf die Vorzüge eines freistehenden Eigenheims verzichten können. Wegen seiner oftmals stadtnahen Lage ist dieser Immobilientyp außerdem eine Option für eine Zielgruppe, die sich ein Einfamilienhaus im urbanen Bereich wünscht.

Wie bei jeder Immobilie sind auch bei einem Reihenhaus viele Faktoren für die Gesamtkosten ausschlaggebend. Zumeist dürfte es aber gegenüber einem klassischen Einfamilienhaus die günstigere Option darstellen. Einfluss auf den Preis nehmen unter anderem diese Kriterien:

  • Größe des Grundstücks
  • Größe des Objekts
  • Lage der Immobilie
  • Verwendete Materialien
  • Ausstattung
  • Verbaute Technik
  • Eventuelle Unterkellerung
  • Mittel- oder Reihenendhaus
  • Am Bau beteiligte Firmen

Allein aufgrund dieser vielen Parameter ist eine pauschale Aussage zu den Kosten nicht einfach. Fakt ist, dass sich aus mehreren Gründen Kosten bei einem Reihenhaus einsparen lassen. Verschiedene Ausgaben teilen sich auf die einzelnen Einheiten auf, sodass sie für einen Käufer niedriger ausfallen als bei einem freistehenden Eigenheim. Dazu zählen insbesondere diese Posten:

  • Bezahlung des Architekten
  • Vermessen des Grundstücks
  • Vorbereiten der Baustelle
  • Sicherstellen der Wasser- und Stromversorgung
  • Versicherungen während der Bauphase
  • Bezahlung des Prüfstatikers

Hinzu kommt der Umstand, dass das Grundstück eines Reihenhauses zumeist kompakt und damit günstiger erhältlich ist. Durch die verbindenden Hauswände entfallen weitere Kosten – es bedarf keiner Isolierung und an diesen Stellen braucht keine Fassade optisch gestaltet zu werden.

Den größten Teil der Kosten macht der Rohbau aus, gefolgt von dem Innenausbau und den Dacharbeiten. Um eine Zahl zur groben Orientierung zu nennen: Ein Reihenhaus mit einer Größe von 120 Quadratmetern kann im ländlichen Raum bereits ab einem Preis von rund 160.000 Euro erhältlich sein.

Darauf ist bei einem Reihenhaus zu achten

Grundsätzlich ist beim Kauf oder Bau eines Reihenhauses an die gleichen Punkte zu denken, die auch auf andere Immobilien zutreffen. Merkmale wie die Lage oder die einzukalkulierenden Kosten sind etwa beispielhaft zu nennen. Bei Bestandsimmobilien erklärt es sich von selbst, ihren Zustand eingehend zu prüfen – auch der Grundriss, die Gesamtfläche und der Schnitt der einzelnen Räume gehören zu den wichtigen Kriterien.

Ein Reihenhaus weist jedoch einige spezielle Eigenschaften auf, die sich von anderen Bauformen unterscheiden. Durch die beiden seitlich angrenzenden Einheiten haben Mittelreihenhäuser jeweils 2 verbindende und damit fensterlose Wände. Das kann je nach Konzeption dazu führen, dass die Lichtverhältnisse darunter leiden. Auf diesen Punkt sollte geachtet werden. Gerade Mittelreihenhäuser sind im Innenbereich zumeist dunkler als freistehende Eigenheime oder Doppelhaushälften. Mehr Helligkeit versprechen Reihenendhäuser.

Die räumliche Nähe erfordert eine hochwertige Lärmisolierung. Längst ist dies bei Reihenhäusern zur Selbstverständlichkeit geworden. Doppelte Wände sind mittlerweile Standard, sodass sich Geräusche aus dem Nachbargebäude kaum wahrnehmen lassen. In der Vergangenheit wurde beim Bau jedoch bei diesem Kriterium zuweilen gespart. Daher ist es bei älteren Objekten denkbar, dass es nur eine Wand gibt – mit der Folge, dass die Geräuschkulisse der eines Mehrfamilienhauses ähnelt. Vor dem Erwerb eines älteren Bestandsobjekts ist diesem Aspekt Aufmerksamkeit zu schenken.

Ein Reihenhaus befindet sich in aller Regel auf einem kleinen Grundstück – insbesondere auf die mittig gelegenen Einheiten trifft das zu. Abzuwägen ist deswegen, ob der Außenbereich den persönlichen Ansprüchen genügt. Reihenendhäuser stehen zumeist auf größeren Flächen.

Der Stellenwert des Reihenhauses in Deutschland

Des Öfteren wird das Reihenhaus als eine besonders in Deutschland verbreitete Bauform aufgefasst. Von etwas wirklich Landestypischem lässt sich nur bedingt sprechen, denn seinen Ursprung hat es in England, wo es schon im 18. Jahrhundert insbesondere in Arbeitervierteln entstand. Hierzulande hielt es erst in den 1950er- und 1960er-Jahren Einzug. Heute gehört das Reihenhaus vielerorts zum Stadtbild. Besonders weit verbreitet ist es im Nordwesten – so zum Beispiel in Bremen und Niedersachsen.

Wie viele Reihenhäuser es hierzulande tatsächlich gibt, lässt sich nur schwer beziffern. In Statistiken wird diese Bauform in aller Regel nicht gesondert aufgeführt. Das trifft nur auf freistehende Einfamilienhäuser zu. Teilweise sind Reihen- und Doppelhäuser zusammengefasst oder sogar noch mit weiteren Immobilientypen wie dem Kettenhaus in einer Kategorie zu finden. Eine Zahl lässt sich aber zur Orientierung nennen: Pro Jahr entstanden zuletzt zwischen 8.000 und 9.000 neue Reihenhäuser.

Da Bauland bekanntermaßen knapper wird, präsentiert sich dieser Immobilientyp als eine interessante Alternative zum klassischen Eigenheim. Er bietet ganz ähnliche Eigenschaften, wobei sich verfügbare Freiflächen effizient nutzen lassen. Seit einigen Jahren hat das Reihenhaus unter dem gleichbedeutenden englischsprachigen Begriff „Townhouse“ ein frisches Image erhalten. Wo sich in innerstädtischen Bereichen Baulücken auftun, werden vielerorts neben Mehrfamilien- verstärkt auch Reihenhäuser gebaut. Besonders für junge Familien, die ein Eigenheim im urbanen Bereich suchen, ist diese Form interessant. Einen etwas moderneren Hauch erhält sie dadurch, dass beispielsweise begrünte Dachflächen oder mehr gestalterische Optionen – etwa durch eine größere Geschosszahl – ermöglicht werden.

Fazit: Das Reihenhaus als Ideallösung für Kompromissbereite

Wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten – das besagt eine altbekannte Redewendung. Das Reihenhaus weist eine ganze Reihe an Vorzügen auf, doch erfordert auch Kompromissbereitschaft. Es handelt sich um eine besondere Form des Eigenheims, die aber mit einer gewissen Abhängigkeit verbunden ist. Durch die nachbarschaftliche Nähe bedarf es guter Verhältnisse zwischen den Anwohnern und womöglich auch in mancher Situation etwas Nachsicht. Zudem sind äußere Veränderungen am eigenen Objekt nicht immer ohne Weiteres möglich, sondern erfordern Absprachen.

Dafür gehört das Reihenhaus zu einer der günstigeren Formen des Wohneigentums. Optimal kann dieser Immobilientyp auch für all jene sein, die sich ein Eigenheim in Zentrumsnähe wünschen – nicht selten sind Siedlungen dieser Art schließlich im urbanen Bereich zu finden, da sich vorhandenes Bauland effizient nutzen lässt.

Bildnachweis: hydebrink / Shutterstock.com

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