Kettenhaus – das Reihenhaus mit Abstand

Ist das Kettenhaus das bessere Reihenhaus? Es bildet mit mehreren gleich gestalteten Objekten ebenfalls eine Reihe, garantiert jedoch durch Zwischenelemente mehr Abstand zu den Nachbarn. Welche Eigenschaften dieser Immobilientyp darüber hinaus noch aufweist, wer zur Zielgruppe gehört, was bei einem geplanten Kauf oder Bauvorhaben zu beachten ist und welche Kosten einzukalkulieren sind – all das erfahren Sie in diesem Artikel.

Wie das Kettenhaus zu seinem Namen gekommen ist

Bei Kettenhäusern lässt sich durchaus von einer Weiterentwicklung des klassischen Reihenhauses sprechen. Der wesentliche Unterschied zeigt sich darin, dass es bei diesem Immobilientyp keine gemeinsamen Seitenwände gibt. Stattdessen schaffen verbindende Elemente wie insbesondere Garagen oder Carports mehr Abstand zwischen den einzelnen Objekten. Das bedeutet ein höheres Maß an Privatsphäre für die Bewohner. Gleichzeitig dienen besagte Zwischenelemente als Sicht- und Wetterschutz.

Mehrere Kettenhäuser, sie sind durch Carports verbunden

Kettenhäuser erfreuen sich mittlerweile einer wachsenden Popularität. Ein Grund dafür ist die Tatsache, dass sie auf kompakten Grundstücken entstehen können – in Zeiten, in denen Bauland zusehends knapper wird, versteht sich das als wichtiges Argument. Da die Objekte wie Glieder einer Kette miteinander verknüpft sind, ist es nicht möglich, um sie herumzugehen. Allerdings führt zumeist durch die Garagen ein Weg zum Gartengrundstück.

Die ganz außen liegenden Einheiten schließen die Kette ab, sodass sie jeweils an einer Seite frei sind. Oftmals befinden sie sich auf etwas großzügigeren Grundstücken, was in der Konsequenz auch einen höheren Preis mit sich bringt. Als charakteristisch für das Kettenhaus gilt zudem, dass es ein-, zumeist aber zweigeschossig konzipiert ist. Die zwischenplatzierten Elemente sind indes niedriger gehalten. Sie lockern das gesamte Erscheinungsbild dadurch auf. Kettenhäuser lassen sich sowohl geradlinig nebeneinander als auch leicht versetzt errichten. In aller Regel realisieren Bauträger diesen Immobilientyp.

Pro- und Contra-Argumente für das Kettenhaus

Wer den Traum vom Eigenheim wahr werden lassen möchte und dabei über die passende Wohnform nachdenkt, steht vor einer breiten Auswahl. Zu dieser gehört auch das Kettenhaus – Grund genug, sich einmal etwas detaillierter mit den Vorzügen sowie eventuellen Nachteilen auseinanderzusetzen.

Da es sich um eine Sonderform des Reihenhauses handelt, ist auch hier die Nähe zu den Nachbarn gegeben. Wenngleich die Abstände größer sind, lässt sich längst nicht die Großzügigkeit eines freistehenden Einfamilienhauses erwarten. Durch die zumeist recht kleinen Grundstücke ist eine Abgrenzung nur eingeschränkt möglich. Daher bleibt es nicht aus, dass gelegentlich Störgeräusche wahrzunehmen sind. Schon allein deswegen ist ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis eine Grundvoraussetzung. Äußere bauliche Veränderungen sind bei einem Kettenhaus nur bedingt umsetzbar. Sie müssen zudem mit den Nachbarn abgestimmt werden. Empfehlenswert ist es, die vorgesehenen Maßnahmen mit ausreichend Vorlaufzeit anzukündigen – gerade angesichts eventueller Lärmbelästigungen, die während der Arbeiten auftreten können.

Die Verbindungen zwischen den einzelnen Kettenhäusern sorgen für eine aufgelockerte Optik – doch das ist nur ein Aspekt. Sie dienen zugleich als Sicht- und Wetterschutz. Nach hinten reichende Teile der Immobilie werden verdeckt. Die eigene Garage und die des benachbarten Objekts schaffen zumindest mehr Distanz als bei einem klassischen Reihenhaus. Ein weiterer Vorteil gegenüber dem Reihenhaus: Trotz der Verbindung mit mindestens einer angrenzenden Einheit gibt es keine gemeinsame Wand. Letztlich erlaubt das Kettenhaus eine recht flexible Gestaltung. Bei der Konzeption der Innenräume hat der angehende Eigentümer Möglichkeiten zur Individualisierung. Sofern keine strikte Einheitlichkeit der Objekte gefordert wird, lassen sich gegebenenfalls auch die Fassadenfarbe und die Art der Dachziegel bestimmen.

Was kostet ein Kettenhaus und wer gehört zur Zielgruppe?

Das Kettenhaus gilt gemeinhin als vergleichsweise erschwinglicher Immobilientyp. Preislich ist es in aller Regel niedriger angesiedelt als ein Einfamilienhaus. Dafür spricht auch die Tatsache, dass kein großes Grundstück benötigt wird.

Nicht nur durch das zumeist kompakte Grundstück lassen sich die Gesamtausgaben geringer halten. Kettenhäuser werden für gewöhnlich von Bauträgern realisiert. Sie produzieren die Objekte in Serie, was sich günstiger als ein Individualprojekt erweist. Welche Summe am Ende für die Immobilie zu Buche steht, hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter Größe, verbaute Technik und Ausstattung im Allgemeinen. Konkrete Aussagen fallen daher zwar schwer, Preise von 2.000 bis 2.500 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche sind aber ein durchaus realistischer Richtwert.

Daraus lässt sich ableiten, dass alle zur Zielgruppe des Kettenhauses gehören, die den Traum vom Eigenheim trotz eines eher begrenzten Budgets verwirklichen wollen. Sie genießen dabei viele Vorteile, die auch ein Einfamilienhaus verspricht. Typische Käufer dieses Immobilientyps können beispielsweise junge Paare oder Familien sein. Aufgeschlossenheit und gegenseitige Rücksichtnahme verstehen sich als wichtige Eigenschaften für ein angenehmes Miteinander der Anwohner.

Gut zu wissen: Zur groben Orientierung lässt sich bei einem zweigeschossigen Kettenhaus von einer Mindestgröße von rund 190 Quadratmetern für das Grundstück ausgehen. Etwa 220 Quadratmeter sollten für ein eineinhalbgeschossiges Objekt zur Verfügung stehen.

Worauf vor dem Bau oder Kauf eines Kettenhauses zu achten ist

Eine Reihe allgemeiner Kriterien spielt bei einem Kettenhaus ebenso eine Rolle wie bei jeder anderen Wohnimmobilie. Zu diesen klassischen Punkten gehören unter anderem folgende:

  • Konkrete Kosten
  • Lage (unmittelbares Umfeld und Region)
  • Grundriss
  • Wohnfläche
  • Ausstattung
  • Baulicher Zustand bei Bestandsgebäuden

Ergänzend dazu sind noch einige für das Kettenhaus spezifische Aspekte zu berücksichtigen. Sie bleiben sehr überschaubar, wenn ein Bauträger die Verantwortung übernimmt. Genau das dürfte jedoch in den meisten Fällen zutreffen. Generell muss die für das jeweilige Bundesland geltende Bauordnung eingehalten werden. Hinzu kommt der örtliche Bebauungsplan, der beispielsweise eine bestimmte Gebäudehöhe vorschreiben kann. Auch für die Breite des Zwischenbaus besteht unter Umständen eine Vorgabe.

Einheitlich oder abwechslungsreich: Denkbar sind Kettenhaus-Siedlungen sowohl in einem vollkommen identischen Erscheinungsbild als auch mit verschiedenen Farbtupfern. Wer auf gestalterische Freiheit Wert legt, sollte sich vorab informieren, wie viel Raum für Individualität für das potenziell neue Eigenheim eingeräumt wird. Im Idealfall eröffnet sich die Gelegenheit, die künftigen Nachbarn im Vorfeld kennenzulernen. Ähnlich wie bei einem Reihenhaus ist ein gutes zwischenmenschliches Verhältnis wichtig.

Der Stellenwert des Kettenhauses in Deutschland

Die Suche nach einer verlässlichen Zahl für Kettenhäuser in Deutschland gestaltet sich schwierig. Ein konkreter Wert lässt sich nicht finden. Das liegt unter anderem daran, dass Institutionen wie das Statistische Bundesamt diese Bauform nicht gesondert erfassen. Das geschieht nur für das freistehende Einfamilienhaus. Weitere Typen wie Doppelhäuser und Reihenhäuser werden ebenso wie Kettenhäuser schlichtweg unter dem Sammelbegriff Einfamilienhaus eingeordnet.

Der Bestand an Einfamilienhäusern beläuft sich in Deutschland auf gut 16 Millionen. Umfragen zeigen immer wieder, dass es sich dabei um die beliebteste Wohnform handelt. Seit 2015 entstehen jedoch mehr Wohnungen in Mehrfamilienhäusern als in Ein- und Zweifamilienhäusern. Da Bauland immer knapper wird, sind Konzepte wie die des Kettenhauses umso mehr gefragt. Sie können auf einem vergleichsweise kleinen Grundstück errichtet werden und warten mit vielen Vorzügen eines klassischen Eigenheims auf.

Fazit: Attraktiver Kompromiss zwischen freistehendem Eigenheim und Reihenhaus

Nicht ganz so eng beieinander wie ein klassisches Reihenhaus: Das Kettenhaus kennzeichnet ein größerer Abstand zum Nachbargrundstück. Damit bietet es etwas mehr Freiheit und empfiehlt sich als preiswerter Kompromiss zu einem freistehenden Einfamilienhaus. Geschaffen wird diese Distanz durch ein verbindendes Element, was in den meisten Fällen eine Garage ist.

Vollkommen nach Belieben können die Eigentümer eines Kettenhauses allerdings nicht handeln. Es existieren womöglich Vorgaben für die äußere Gestaltung und bauliche Maßnahmen sollten den Nachbarn vorab kommuniziert werden. Überhaupt gilt ein rücksichtsvolles Miteinander als eine entscheidende Voraussetzung für die Wohnqualität in einer Kettenhaus-Siedlung. Ein weiterer Vorteil dieser Bauform ist die zumeist kompakte Grundstücksgröße, durch welche die Gesamtkosten geringer ausfallen. Zudem lassen sich mehrere Eigenheime platzsparend errichten. Im Hinblick auf knapper werdendes Bauland dürfte dieser Immobilientyp künftig noch mehr an Bedeutung gewinnen.

Bildnachweis: rudolfgeiger / Shutterstock.com

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