Nicht nur bei Neubauten machbar – das 3-Liter-Haus

Das 3-Liter-Haus besticht durch seine besondere Energieeffizienz und weist demnach einen geringen Brennstoffbedarf auf. Damit es diesen Ansprüchen gerecht wird, muss es einige Kriterien erfüllen. Hier erfahren Sie, welche Merkmale entscheidend sind und mit welchen Kosten für diesen Gebäudetyp zu rechnen ist. Ergänzend dazu schlüsseln wir die Vor- und Nachteile auf. Außerdem verraten wir Ihnen, welche Verbindung es zwischen dem 3-Liter-Haus und einem Fahrzeug gibt.

Von einem sparsamen Kleinwagen und einem Gebäudestandard

Ein Modellhaus, Symbolbild für ein 3-Liter-Haus

Rückblende in das Jahr 1999: Auf dem Automobilmarkt sorgt Volkswagen mit seinem Lupo 3L TDI für Furore. Der Flitzer fährt als erster serienmäßiger Pkw vor, dessen Verbrauch bei gerade einmal 3 Litern Diesel auf 100 Kilometer liegt. Für diesen sparsamen Kleinwagen drängte sich die Bezeichnung als „3-Liter-Auto“ regelrecht auf. Offensichtlich ließen sich davon Forscher des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBIP) inspirieren: Passend zum Rummel um den kleinen VW Lupo entwickelten sie einen neuen Niedrigenergiestandard für Gebäude.

Dadurch etablierte sich gegen Ende der 1990er-Jahre auch der Begriff des 3-Liter-Hauses. Doch was steckt ganz konkret hinter der Bezeichnung? Gemeint ist damit der Verbrauch, der rund 30 Kilowattstunden je Quadratmeter beträgt. Umgerechnet entspricht dieser 3 Litern Öl oder alternativ 3 Kubikmetern Erdgas pro Quadratmeter innerhalb eines Jahres. Der Heizenergiebedarf des 3-Liter-Hauses ist damit geringer als bei einem klassischen Niedrigenergiehaus, liegt aber noch über dem eines Passivhauses. Einige Komponenten dieses Gebäudetyps müssen bestimmte Anforderungen erfüllen.

Die Merkmale eines 3-Liter-Hauses

Im Hinblick auf die Kriterien eines 3-Liter-Hauses ist es wichtig, zu erwähnen, dass kein einheitlicher Standard vorliegt. Das Fraunhofer Institut für Bauphysik hat jedoch einige Vorgaben erarbeitet, die mit denen eines Niedrigenergiehauses zu vergleichen sind – es bedarf allerdings hochwertigerer Bauteile. Um als 3-Liter-Haus deklariert zu werden, sind folgende Eigenschaften zu erfüllen:

  • Wärmedämmende Rahmen und eine 3-fach-Verglasung sind für die Fenster vorgesehen.
  • Für die Dämmung der Außenwand ist eine Stärke von mindestens 45 Millimetern erforderlich.
  • Für die Decken, das Dach sowie einen eventuellen Keller bedarf es ebenfalls einer hervorragenden Dämmung.
  • Es dürfen grundsätzlich keine Wärmebrücken auftreten.
  • Eine möglichst hohe Energieeffizienz ist für die Heizung wünschenswert.
  • Idealerweise wird auf Solarthermie für Abluft und Warmwasser gesetzt.

Als das Konzept des 3-Liter-Hauses aufkam, ließ das IBIP in Zusammenarbeit mit mehreren Partnern eine Siedlung von Musterhäusern im niedersächsischen Celle entstehen. Dabei wurde Wert darauf gelegt, dass der Gebäudestandard an keine spezielle Bauweise gebunden ist. Als entscheidend gilt nur, den vorgegebenen Heizwärmeverbrauch einzuhalten. Typische äußere Merkmale sind deswegen nicht zu nennen. Stattdessen sollen individuelle Wünsche der Bauherren umgesetzt werden. Die Architektur sowie die Bau- und Haustechnik eines 3-Liter-Hauses sind dementsprechend weitgehend frei wählbar. Als üblich gelten jedoch große Fensterfronten in Richtung Süden, um von der Sonnenenergie zu profitieren.

Effizient Energie sparen: das Prinzip eines 3-Liter-Hauses im Detail

Wodurch sich die energiesparenden Eigenschaften des 3-Liter-Hauses erreichen lassen, deutet sich anhand der Kriterien bereits an. Eine wichtige Rolle wird der Gebäudehülle zuteil. Sie muss gewährleisten, dass Kälte von draußen nicht eindringen und die Wärme im Inneren nicht nach außen weichen kann. Dementsprechend ist eine hochwertige Dämmung der Außenwände, Fenster und Türen sowie des Daches essenziell. Sie bildet die Grundlage für einen geringen Energieverbrauch.

Bei einem 3-Liter-Haus laufen mehrere Energiezyklen ab – das geschieht mitunter parallel. Scheint die Sonne, wird Wärme durch die großzügigen Fenster der Südseite aufgenommen. Das Licht trifft auf den Fußboden und die Innenwände, die es dann an den Raum abgeben. Die Komfortlüftung verteilt die Wärme anschließend im kompletten Gebäude. Sie sorgt gewissermaßen dafür, dass das Haus atmen kann. Von Zimmern mit einer hohen Luftbelastung wie dem Bad, dem Wohnzimmer oder der Küche führt sie die warme Raumluft ab.

Anschließend leitet sie diese nach draußen. Das geschieht mithilfe eines Wärmetauschers, über den gleichzeitig frische Außenluft aufgenommen und erwärmt wird. Sie gelangt dann gezielt in Räume, in denen der Bedarf an Frischluft besonders hoch ist, wie zum Beispiel im Schlaf- oder Arbeitszimmer. An sehr frostigen Tagen wird die kalte Außenluft schon durch einen Erdwärmetauscher vorgewärmt.

Anstatt die Heizung einzusetzen, lässt sich ein Pufferspeicher an kalten Tagen für die Wärmeversorgung im 3-Liter-Haus nutzen. Über ein Verteilersystem bringt er zwischengespeicherte Wärme in die installierten Heizungen des Gebäudes. Er gewährleistet ebenso die richtige Temperatur für Brauchwasser, das beispielsweise im Bad, in der Küche oder auch für eine Geschirrspülmaschine benötigt wird. Die Heizung ist im 3-Liter-Haus erst dann gefordert, wenn es an Sonnenlicht mangelt, die Tage besonders frostig sind oder die Kälte schon länger andauert. Je nach System wird die Wärme dann durch eine Wasserpumpe, eine Gasheizung, eine Ölheizung oder einen Kachel- oder Pelletofen mit Wasserwärmetauscher erzeugt.

Anschließend gelangt sie durch die Komfortlüftung in alle beheizten Zimmer des Hauses. Da zuvor die anderen Energiezyklen greifen und die Heizung nur in letzter Instanz aktiv wird, lässt sich die energiesparende Arbeitsweise dieses Gebäudetyps gewährleisten.

So eignet sich das Konzept des 3-Liter-Hauses auch für Bestandsgebäude

Ist für einen geplanten Neubau von Beginn an das Konzept eines 3-Liter-Hauses vorgesehen, erleichtert das die Umsetzung. Allerdings lässt sich das Prinzip auch auf Bestandsgebäude anwenden. Ein plakatives Beispiel für eine solche Sanierung findet sich im Ludwigshafener Brunckviertel, einer Arbeitersiedlung aus den 1930er-Jahren. Die Immobilien wurden allesamt zu Niedrigenergiehäusern umgebaut. Im Zuge dessen ging dort das deutschlandweit erste 3-Liter-Haus aus einem Bestandsobjekt hervor.

Welche Maßnahmen dafür konkret notwendig sind, lässt sich nicht allgemeingültig für alle Immobilien sagen. Jede ist individuell zu betrachten und gleichzeitig unterliegt das 3-Liter-Haus keinem festen Raster an Vorgaben. Es eignet sich für viele verschiedene Gebäudetypen. Exemplarisch und für ein besseres Verständnis sollen hier einige der Arbeiten genannt werden:

  • Einbauen von Kunststoff-Fensterrahmen mit Dämmkern
  • Integrieren von Fenstern mit 3-fach-Verglasung
  • Vergrößern der Südfenster für passive Solarnutzung
  • Optimieren der Dämmung von Fassade und Dach, um Wärmebrücken zu beseitigen
  • Sicherstellen einer kontrollierten Be- und Entlüftung der Wohnungen

Die Vor- und Nachteile eines 3-Liter-Hauses

Passt ein 3-Liter-Haus zu meinen persönlichen Vorstellungen von einem Eigenheim? Bei dieser Überlegung hilft es, sich Vorzüge und eventuelle Nachteile vor Augen zu führen. Als Kritikpunkt werden oftmals die Kosten genannt. Um die Anforderungen zu erfüllen, sind gegenüber einer konventionellen, vergleichbaren Immobilie höhere Investitionen einzuplanen. Diese fallen beispielsweise für die hochwertige Dämmung oder die Fenster an. Es ist zudem akribisch darauf zu achten, die Vorgaben einzuhalten – schon allein, um in den Genuss einer Eigenheimförderung zu kommen.

Eben jene Förderung versteht sich als Pro-Argument für das 3-Liter-Haus. Dank einer staatlichen Finanzspritze lässt sich das Projekt leichter realisieren. Das allgemeine Konzept dieses Gebäudetyps ist zudem als Vorteil zu erachten. Durch die energiesparende Funktionsweise schonen die Eigentümer langfristig merklich ihren Geldbeutel. Diese Effizienz wird durch eine optimierte Dämmung erreicht, da Wärmebrücken ausgeschlossen sind. Ein geringerer Verbrauch bedeutet auch einen Schritt zu mehr Nachhaltigkeit – zumal Energie für das 3-Liter-Haus lediglich aus umweltfreundlichen Quellen stammt. In der heutigen Zeit ist zudem der damit verbundene Klimaschutz als Vorteil anzusehen. Da das Konzept als vielseitig gilt, eignet es sich für Massiv- und Fertighäuser.

Was kostet ein 3-Liter-Haus und welche Fördermöglichkeiten gibt es?

Eine allgemeingültige Aussage, welche Kosten der Bau eines 3-Liter-Hauses oder der Umbau eines Bestandsgebäudes zu einem solchen mit sich bringt, kann nicht getroffen werden. Zu viele individuelle Faktoren haben darauf Einfluss. Ausschlaggebend sind unter anderem die Größe, die Geschosszahl oder auch die Lage. Fest steht jedoch: Der finanzielle Aufwand ist unterm Strich höher als bei einer vergleichbaren konventionellen Immobilie. Dabei gilt es jedoch auch zu bedenken, dass sich bei den Energiekosten jährlich mehrere hundert Euro einsparen lassen. Im Laufe der Zeit amortisieren sich die Ausgaben somit.

Des Weiteren stehen Fördermöglichkeiten bereit. Um deren Höhe auszumachen, ist ein Blick auf die Effizienzhaus-Standards der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hilfreich. Mit seinem Heizenergiebedarf von rund 30 Kilowattstunden pro Quadratmeter jährlich sortiert sich der Gebäudetyp mindestens in die Kategorie Effizienzhaus 55 ein. Auch die Einstufung als Effizienzhaus 40 ist denkbar. Dieses wird bei Wohngebäuden folgendermaßen durch die KfW gefördert:

  • Neubau und Erstkauf (KfW-Kredite 297 und 298):
    Zinsgünstiges Darlehen bis zu 150.000 Euro, Laufzeit max. 35 Jahre, Zinsbindung max. 10 Jahre
  • Energieeffiziente Sanierung von Bestandsgebäuden (KfW-Kredit 261):
    Zinsgünstiges Darlehen bis zu 150.000 Euro, Tilgungszuschuss zwischen 5 und 45 Prozent

Alternativ dazu lässt sich ein reiner Zuschuss beantragen. Das wiederum geschieht über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Die Höhe dieses Zuschusses entspricht jeweils der tilgungsfreien Summe des KfW-Darlehens.

Fazit: Effizienz und Flexibilität als Stärken des 3-Liter-Hauses

Das 3-Liter-Haus ist effizient und beruht auf einem recht flexiblen Konzept. Immerhin eignet es sich für die verschiedensten Gebäudetypen. Es lässt sich für Massivhäuser und Fertighäuser nutzen, wobei es noch viel Gestaltungsfreiheit einräumt. Zudem kommt es bei entsprechender Sanierung sogar für Bestandsimmobilien infrage. Auch für die Heiztechnik bieten sich mehrere Optionen an. Damit ist das 3-Liter-Haus eine innovative Lösung, die zudem attraktive Fördermöglichkeiten eröffnet. Mit dem Passivhaus gibt es zwar eine noch sparsamere Alternative, die aber im Hinblick auf die Flexibilität nicht mithalten kann.

Bildnachweis: lucadp / Shutterstock.com

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