Niedrigenergiehaus – das müssen Sie wissen

Eine allgemeingültige Definition des Begriffs Niedrigenergiehaus gibt es nicht. In der Regel werden darunter aber Immobilien zusammengefasst, die einen geringen Energiebedarf aufweisen – und zwar so, dass sie die rechtlichen Vorgaben möglichst unterschreiten. Dafür muss ein Gebäude über verschiedene Merkmale verfügen. Welche das sind, wie ein Niedrigenergiehaus funktioniert und mit welchen Kosten zu rechnen ist, erklären wir Ihnen hier.

Der Begriff Niedrigenergiehaus und was er bedeutet

Mehrere Niedrigenergiehäuser an einer Straße

Für das Niedrigenergiehaus ist ein Richtwert von besonderer Bedeutung: 70 Kilowattstunden – höher darf der Heizwärmebedarf des Objekts pro Quadratmeter im Jahr nicht sein. Seit Einführung der Energiesparverordnung (EnEV) im Jahr 2009, die inzwischen durch das Gebäudeenergiegesetz (GEG) abgelöst wurde, ist eben diese Größe als Mindestanforderung für Neubauten vorgeschrieben. Demnach ist davon auszugehen, dass in jüngerer Vergangenheit errichtete oder aktuell geplante Objekte diesen Standard automatisch erfüllen. Sie fallen damit in die Kategorie der Niedrigenergiehäuser. Das kann auch auf Bestandsgebäude zutreffen, die entsprechend saniert werden.

Allgemein gefasst ist ein Niedrigenergiehaus eine energieeffiziente Immobilie. Durch seine gute Abdichtung sind Wärmeverluste im Winter auf ein Minimum reduziert. Dies gewährleistet einen niedrigen Energieverbrauch und damit geringe Heizkosten. Unter dem Oberbegriff Niedrigenergiehaus werden insbesondere folgende Gebäudetypen zusammengefasst:

  • Sonnenhäuser
  • Passivhäuser
  • Plusenergiehäuser
  • Niedrigstenergiehäuser
  • KfW-Effizienzhäuser
  • Energieautarke Objekte

Merkmale eines Niedrigenergiehauses

Wenngleich keine einheitliche Definition für den Begriff Niedrigenergiehaus existiert, so gibt es doch einige Eigenschaften, die zu erfüllen sind. Ein ganz wesentliches Kriterium ist die Dämmung. Die Hülle des Gebäudes mit Komponenten wie der Fassade, den Fenstern, den Türen und dem Dach muss optimal abgedichtet sein. Auf diese Weise lässt sich vermeiden, dass Energie von innen nach außen verlorengeht. Stattdessen wird die Heizwärme möglichst effizient genutzt. Das wiederum bietet Sparpotenzial.

Die Fassade ist im Hinblick auf die Dämmung der entscheidende Faktor. Die Außenwände sollen für eine gute Isolierung sorgen. Zu den klassischen Dämmmaterialien gehören Kork, Holz, Styropor oder auch Mineralwolle. Werden Bestandsimmobilien im Sinne eines Niedrigenergiehauses saniert, ist oftmals ein Austausch von Türen und Fenstern sinnvoll. Auch die Dämmung der obersten Geschossdecke stellt eine häufig gewählte Maßnahme dar.

Effizienz ist ein weiteres wichtiges Stichwort beim Niedrigenergiehaus. Eine tragende Rolle kommt dabei der installierten Heizung zu. Sie sollte sich durch einen geringen Energieverbrauch auszeichnen. Erreichen lässt sich dieser unter anderem durch eine niedrige Vorlauftemperatur. Typisch ist das bei Fußboden- oder ähnlichen Flächenheizungen. Eine Wärmepumpenheizung gilt ebenso als geeignete Option für das Niedrigenergiehaus. Zudem sind Solaranlagen und Holzheizungen in Erwägung zu ziehen.

Ein häufiges Merkmal ist eine integrierte Lüftungsanlage, die eine Wärmerückgewinnung ermöglicht. Sie sorgt dafür, dass einerseits verbrauchte Luft nach außen und andererseits Frischluft ins Innere gelangt. Mithilfe eines Wärmetauschers wird die in der Abluft enthaltene Abwärme gespeichert und an die Zuluft abgegeben. Eine solche Anlage bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich. Indem sie die Luftfeuchtigkeit reguliert, kann das Risiko für Schimmelbildung auf ein Minimum reduziert werden. Durch die Wärmerückgewinnung geht nahezu keine Energie im Niedrigenergiehaus verloren. Dank des Filterns ist die Luft im Haus stets sauber und frei von Pollen, Staub und Schmutzpartikeln.

Das Niedrigenergiehaus und seine allgemeine Funktionsweise

Als Energiequelle dient dem Gebäudetyp in der Regel Heizöl, Strom oder Gas, häufig ergänzt durch regenerative Energien wie Solarenergie oder Erdwärme. Der Energiebedarf ist jedoch gering. Das lässt sich im Wesentlichen durch die hochwertige Dämmung des Gebäudes gewährleisten. Sie nimmt dafür eine ganz entscheidende Rolle ein. Gut isolierte Fenster und Türen sowie optimal abgedichtete Außenwände verhindern im Zusammenspiel einen Wärmeverlust nach außen. Wärme kann effizienter genutzt werden, was einen geringen Verbrauch mit sich bringt. Dadurch ist schließlich auch die Bezeichnung Niedrigenergiehaus entstanden.

Die gut gedämmte Außenhülle erweist sich nicht nur als ausgesprochen wärmeisoliert, sondern zugleich auch als wasserdampfdicht. In jedem Haus entsteht aber auf ganz natürliche Weise Feuchtigkeit. Dafür genügt schon allein das Ausatmen durch die Bewohner. Weitere Vorgänge wie etwa das Kochen, Baden oder Duschen verursachen noch mehr feuchte Luft. Diese muss reduziert werden, damit sich kein Schimmel bildet. Über die Wände kann und soll der Wasserdampf nicht nach außen gelangen, damit er diese nicht beschädigt.

Klassisches Lüften über die Fenster wäre eine Option, die jedoch in den Wintermonaten zu einem unnötig großen Wärmeverlust führt. Aus diesem Grund braucht ein Niedrigenergiehaus eine Lüftungsanlage. Sie führt die feuchte Raumluft nach außen ab. Im Gegenzug nimmt sie trockene Luft von außen auf. Ein Wärmetauscher entzieht der Innenluft die Wärme, um sie an die einströmende Außenluft zu übertragen.

Das Niedrigenergiehaus und die Kosten

Wer ein Niedrigenergiehaus plant, muss mit einem höheren finanziellen Aufwand rechnen. Dieser ergibt sich schon allein aus den folgenden Gründen:

  • Mehrkosten durch starke Dämmung
  • Hochwertige Fenster sind erforderlich
  • Wohnraumlüftung ist zumeist vonnöten
  • Komplexe Heiztechnik wird eingerichtet
  • Ggf. Installation einer Photovoltaikanlage

Wie viel höher die Kosten bei einem Niedrigenergiehaus gegenüber einer konventionellen Bauweise liegen, lässt sich pauschal nur schwer sagen. Schließlich fließen mehrere Faktoren ein – schon allein, welche Heizung verbaut wird. Um aber eine ungefähre Orientierung zu geben: Zwischen 3 und 8 Prozent höhere Ausgaben sind ein guter Richtwert. Auch wenn anfangs durch ein Niedrigenergiehaus mehr Kosten entstehen, darf der langfristige Blick nicht fehlen. Für das Heizen muss merklich weniger gezahlt werden. Durch den geringen Energieverbrauch machen sich steigende Rohstoffpreise nur bedingt bemerkbar.

Abgrenzung der Begriffe Niedrigenergiehaus versus KfW-Haus versus Passivhaus

Vom KfW-Haus über das Passivhaus bis hin zum Niedrigenergiehaus gibt es eine ganze Reihe von Gebäudetypen. Das kann schnell für Verwirrung sorgen. Um mehr Klarheit zu schaffen, hilft ein genauerer Blick auf die einzelnen Bezeichnungen. Wie eingangs bereits erwähnt, versteht sich das Niedrigenergiehaus als ein Oberbegriff für verschiedene energiesparende Objekte. Weil es an einer präzisen Definition fehlt, lässt sich keine Liste an konkreten Merkmalen aufzählen. Gleichbedeutend ist ein hohes Maß an Flexibilität gewährleistet, da viele Gestaltungsfreiheiten bestehen. Die Bauweise entspricht modernen Standards und es wird auf energiesparende Technik gesetzt. Die Immobilie gilt als umso effizienter, je geringer die Wärmeverluste sind. Ein wichtiger Richtwert für das Niedrigenergiehaus sind 70 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Dieser darf nicht überschritten werden.

Es ist der identische Energieverbrauch, der für das Niedrigenergiehaus und KfW-Effizienzhaus 100 gilt. Dieses stellt das Referenzobjekt der früheren Energieeinsparverordnung (EnEV) dar. Das Kürzel „KfW“ wiederum steht für die Kreditanstalt für Wiederaufbau. Die Förderbank unterstützt unter anderem energieeffizientes Bauen und Sanieren durch zinsgünstige Kredite. Gefördert werden ab 20.04.2022 energieeffiziente Gebäude, die maximal 40 Prozent der Energie des KfW-Hauses 100 verbrauchen. Im Detail sind das:

  • KfW-Effizienzhaus 40 Erneuerbare-Energien-Klasse
  • KfW-Effizienzhaus 40 Nachhaltigkeitsklasse
  • KfW-Effizienzhaus 40 plus

Da diese Werte allesamt unter der Marke von 70 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr liegen, sind alle KfW-Effizienzhäuser gleichzeitig Niedrigenergiehäuser. Das trifft auch auf das Passivhaus zu. Es zeichnet sich jedoch durch einen noch deutlich geringeren Verbrauch aus. Dieser darf maximal 15 Kilowattstunden betragen. Dafür nutzt das Passivhaus ein besonderes Prinzip, indem es einerseits von der Energie der Sonne profitiert. Zu diesem Zweck sind große, nach Süden ausgerichtete Fensterflächen typisch.

Andererseits macht es sich die Abwärme der Bewohner und technischer Geräte zunutze. Essenziell ist auch beim Passivhaus eine optimale Dämmung, sodass keine Wärme und keine Luft verlorengehen. Zusätzliche Heizwärme wird durch eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung generiert. Somit kann es – anders als das standesgemäße Niedrigenergiehaus – ohne eine zusätzliche Heizung auskommen.

Fazit: Niedrigenergiehaus als Oberbegriff für zukunftsorientierte Gebäude

Gebäude, die in einem bestimmten Maße Energie sparen, werden unter dem Oberbegriff Niedrigenergiehaus zusammengefasst. Das ist jedoch zunächst nur eine grobe Einordnung. Daraus geht noch nicht hervor, wie hoch der jährliche Energiebedarf pro Quadratmeter konkret ausfällt. Unter anderem gehören zum Spektrum Niedrigenergiehaus KfW-Effizienzhäuser, Passivhäuser oder auch Sonnenhäuser. Sie alle tragen zur Nachhaltigkeit bei, sind dementsprechend zukunftsorientiert. Schließlich schonen sie durch ihren verringerten Energiebedarf die Umwelt und die fossilen Rohstoffe. Gleichzeitig sparen Eigentümer eines Niedrigenergiehauses Kosten. Dafür bedarf es anfangs höherer Investitionen, die sich jedoch im Laufe der Jahre im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt machen.

Bildnachweis: Goldsithney / Shutterstock.com

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