Tonnendach: Alt, aber selten

Ein Gewächshaus mit Tonnendach

Das Tonnendach ist eine wahre Rarität, obwohl es zu den ältesten Dachformen der Welt gehört. Es zeichnet sich durch seinen halbrunden Querschnitt aus, der an eine halbe Tonne erinnert. Zwar verfügt es über eine hervorragende Statik, doch geht diese Dachart mit einigen Nachteilen einher – angefangen bei der eingeschränkten Auswahl an Materialien bis hin zur schwierigen Schallisolierung. Welche Vorteile dem entgegenstehen, für wen sich das Tonnendach besonders eignet und mit welchen Kosten Sie dafür rechnen müssen, erfahren Sie hier.

Was ist ein Tonnendach?

Das Tonnendach ist mit seiner halbrunden Form ein seltener Hingucker und als solcher schwer zu übersehen. Es zählt zu den ältesten Dachformen der Welt und kam bereits vor mehreren Tausenden Jahren in Jericho zum Einsatz. Auch im Mittelalter und noch mehr in Zeiten der Industrialisierung erfreute es sich großer Beliebtheit. Vor allem bei größeren Bauten setzten Architekten häufig auf das Tonnendach, da dies die Überdachung von großen Flächen ermöglichte. So finden sich Tonnendächer oft auf Bahnhöfen, Verkaufszentren und Lagerhallen.

Bei Wohngebäuden ist das Tonnendach nach wie vor selten anzutreffen, was auch daran liegt, dass zahlreiche Bebauungspläne diese doch eher ausgefallene Dachform nicht vorsehen. Häufiger ziert es stattdessen Garagen, Carports und Gartenhäuser.

Sonderformen von Tonnendächern

Das Tonnendach lässt sich in einige Unterkategorien unterteilen, vorrangig in diese:

  • Rundtonnendach: Hier läuft das Dach ganz einfach rund zu und zeichnet einen vollständigen Halbkreis.
  • Spitztonnendach: Hier treffen 2 abgerundete Dachflächen am Dachfirst aufeinander. Wie der Name vermuten lässt, entsteht dadurch eine kleine Spitze mittig über dem Haus. Diese Form ist vor allem in Skandinavien sehr beliebt.

Zeichnet das Dach keinen vollständigen Halbkreis, sondern nur ein Segment davon, sprechen Experten vom Bogendach.

Metall- oder Holzkonstruktion als Grundlage für Tonnendächer

Das Tonnendach besteht zumeist aus einer Unterkonstruktion aus Holz oder Metall. Bei sehr großen Bauten wurde in der Vergangenheit auch gern auf Gusseisen gesetzt. Die runde Dachstuhlkonstruktion bringt einige Nachteile mit sich: So ist das Einsetzen von Fenstern nicht gerade einfach und auch Schallisolation und Wärmedämmung stellen Architekten regelmäßig vor Herausforderungen.

Was die Eindeckung eines Tonnendaches angeht, so stehen Ihnen als Bauherr oder Eigentümer nur wenige Materialien zur Wahl. Die meisten setzen auf Metallplatten aus Kupfer, Titanzink oder Edelstahl. Auch ein Blechdach ist denkbar. Ist das Dach eher flach, können Sie es bis zu einer gewissen Rundung auch mit regulären Dachziegeln eindecken lassen. Eine Eindeckung aus Metall hat jedoch den Vorteil, dass Sonnenlicht reflektiert wird und dass sich weniger Hitze unter dem Dach staut.

Vorteile und Nachteile von Tonnendächern

Der größte Vorteil des Tonnendaches ist seine hervorragende Statik. Die Rundung sorgt dafür, dass das Gewicht des Daches gleichmäßig auf die Außenmauern verteilt wird. Dies ermöglicht auch die Überdachung sehr großer Flächen. Darüber hinaus dürfen Sie sich als Eigentümer eines Tonnendachhauses über sehr viel Platz im Dachgeschoss freuen. Die hohen, abgerundeten Decken schaffen eine ganz besondere Atmosphäre, die durch hohe Fenster an den Stirnseiten noch verstärkt werden kann. Entscheiden Sie sich für ein flach gerundetes Tonnendach, können Sie sogar darüber nachdenken, dieses begehbar zu machen oder zu begrünen. Ihr Haus wird so zum ganz individuellen Blickfang.

Vorteile

Überdachung großer Flächen möglich
Hervorragende Statik
Besondere Wohnatmosphäre und viel Platz im Dachgeschoss
Optischer Hingucker
Bei flacher Rundung: begehbar oder begrünbar

Diesen Vorteilen stehen jedoch zahlreiche Nachteile gegenüber: So haben Sie eine sehr eingeschränkte Auswahl, was das Eindeckungsmaterial angeht. Gleichzeitig müssen Sie die schlechte Schalldämmung in Kauf nehmen: Gerade bei starken Regenfällen kann es unter einem Tonnendach deshalb sehr laut werden. Die Rundung des Daches sorgt darüber hinaus noch für weitere architektonische Schwierigkeiten: Sowohl der Einbau von Fenstern als auch die Nutzung für Photovoltaikanlagen oder Solarthermie ist schwierig und teils gänzlich unmöglich. Bei mangelhafter Ausführung bilden sich unter einem Tonnendach außerdem Wärmebrücken, was wiederum die Schimmelbildung begünstigen kann.

Der größte Nachteil ist allerdings, dass Sie oft gar nicht auf ein Tonnendach setzen können, selbst wenn Sie das wollten. Viele Bebauungspläne sehen ausschließlich konservativere Dachformen wie Walm-, Flach- oder Satteldächer vor.

Nachteile

Geringe Auswahl an Materialien zur Eindeckung
Schwer dämmbar
Schwer isolierbar
Gefahr von Wärmebrücken bei mangelhafter Ausführung
Einbau von Fenstern schwierig
Wenig bis gar nicht geeignet für Solarenergie
Von vielen Bebauungsplänen nicht vorgesehen

Was kostet ein Tonnendach?

Das Tonnendach liegt kostentechnisch im Mittelfeld. So ist es günstiger als ein Walmdach, aber etwas teurer als ein einfach gestaltetes Flachdach. Insgesamt sollten Sie etwa mit 125 bis 170 Euro pro Quadratmeter rechnen. Auf welche Summe sich die Kosten in Ihrem individuellen Fall belaufen würden, ist schwer zu sagen. Dies hängt maßgeblich von der Größe des Daches, den gewählten Materialien sowie den jeweiligen Handwerkerkosten ab. Sonderwünsche wie der Einbau von Fenstern oder die Begrünung sorgen darüber hinaus für Mehrkosten.

Fazit: Vor allem bei Individualisten beliebt

Das Tonnendach geht mit einigen Nachteilen einher: So sorgt das abgerundete Dach zwar für eine ganz besondere Wohnatmosphäre, doch müssen Sie dafür eine mangelhafte Schall- und Wärmeisolierung in Kauf nehmen. Darüber hinaus sind die Gestaltungsmöglichkeiten aufgrund der eingeschränkten Materialwahl eher gering. Nichtsdestotrotz entscheiden sich gerade Individualisten und Liebhaber häufig für ein halbrundes Dach. Dieses hebt sich von anderen Wohngebäuden ab und wird so zum wahren Blickfang. Als Voraussetzung gilt aber immer: Werfen Sie zunächst einen Blick in den örtlichen Bebauungsplan, denn vielerorts sind Tonnendächer darin nicht vorgesehen. Sie müssen sich dann wohl oder übel für eine geläufigere Dachform entscheiden.

Bildnachweis: Lomtong Monrudee / Shutterstock.com

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