Krüppelwalmdach: Warum ist es so beliebt?

Wenn Sie sich nicht zwischen klassischem Satteldach und imposantem Walmdach entscheiden können, sollten Sie sich einmal näher mit dem Krüppelwalmdach auseinandersetzen. Hierbei handelt es sich um eine Mischform, welche die Vorteile der beiden anderen Dachformen miteinander kombiniert. Lesen Sie hier, was dieses Dach auszeichnet, welche Nachteile es dennoch mit sich bringt und weshalb Sie dabei besonders tief in die Tasche greifen müssen.

Ein Haus mit Krüppelwalmdach

Was ist ein Krüppelwalmdach?

Beim Krüppelwalmdach – auch Schopfwalmdach genannt – handelt es sich um eine Mischung aus Satteldach und Walmdach. Ebenso wie Letzteres verfügt auch das Krüppelwalmdach über 4 Dachflächen, die am First aufeinandertreffen. Anders als das klassische Walmdach bietet die Sonderform zusätzlich einen verkürzten Dachgiebel. Dieser wird dadurch gebildet, dass die beiden stirnseitigen Walme nicht ganz bis zur Dachtraufe hinunterreichen. Sie sind also wesentlich kürzer als die Dachflächen an den Seiten des Hauses. Im Gegensatz zum Walmdach sorgt das Krüppelwalmdach also dafür, dass Sie im Dachgeschoss weniger Schrägen hinnehmen müssen und den Wohnraum besser nutzen können.

Das Krüppelwalmdach erfreut sich großer Beliebtheit – vor allem in Norddeutschland. Dort finden sich zahlreiche Friesenhäuser und Reetdachhäuser, die über einen Krüppelwalm verfügen. Doch auch in Gebirgsgegenden ist diese Dachform aufgrund ihrer Robustheit und Wetterbeständigkeit sehr beliebt. In Städten und anderen Wohngebieten kommt sie immer dann zum Einsatz, wenn ein rustikaler Stil beziehungsweise eine Landhausoptik gewünscht ist. Da die Baupreise in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen sind und der Krüppelwalm nicht gerade günstig ist, wird er aktuell aus Kostengründen eher selten verbaut.

Sonderformen des Krüppelwalms

Der Krüppelwalm kommt in einigen Sonderformen daher. Zu den bekanntesten zählen folgende:

  • Fußwalmdach: Der Walm beginnt hier auf Höhe der Dachtraufe, endet dann abrupt und geht in den Giebel über.
  • Halbwalmdach: Hier nimmt der Walm genau die Hälfte der Giebelhöhe ein.
  • Niedersachsengiebel: Bei dieser Sonderform beginnt der Walm nicht am Dachfirst und endet auch nicht an der Dachtraufe. Stattdessen bildet sich sowohl unter als auch über dem Walm ein kleines Stück Giebel.

Konstruktion des Krüppelwalmdaches

Es liegt in der Natur der Sache: je mehr Dachflächen, desto komplexer die Konstruktion. Während das Satteldach mit seinen 2 Flächen also verhältnismäßig einfach und schnell gebaut ist, müssen Sie beim Krüppelwalmdach etwas mehr Zeit einplanen. Das liegt zum einen an der größeren Gesamtfläche des Daches und zum anderen an der aufwendigeren Konstruktion des Dachstuhls. Vor allem auf die Nahtstelle zwischen Walm- und Hauptdachseiten ist dabei besonders zu achten. Insgesamt bedarf es für die Konstruktion des Dachstuhls beim Krüppelwalmdach auch mehr Holz, was natürlich mit höheren Kosten einhergeht.

Bei der Dachneigung entscheiden sich die meisten Bauherren und Eigentümer für einen Neigungsgrad zwischen 25 und 35 Grad. Grundsätzlich sind aber auch flachere oder steilere Krüppelwalme möglich. Bedenken sollten Sie jedoch: Sehr flache Krüppelwalmdächer ergeben nur bedingt Sinn, da Sie hier den größten Vorteil dieser Dachform – die Nutzbarkeit des darunterliegenden Wohnraums – verspielen.

Was kostet ein Krüppelwalmdach?

Das Walmdach an sich zählt zu den kostspieligeren Dacharten und das Krüppelwalmdach stellt leider keine Ausnahme dar. Die komplexe Konstruktion, der Mehrbedarf an Material und die zusätzlichen Dachflächen führen naturgemäß zu höheren Kosten. Während Sie für die Dachstuhlkonstruktion bei einem klassischen Satteldach rund 60 Euro pro Quadratmeter einkalkulieren sollten, sind es beim Krüppelwalmdach bereits 100 Euro. Hinzu kommen die Kosten für Dachdämmung und Eindeckung. In beiden Fällen hängt es stark davon ab, welche Materialien Sie wählen. Ökologisches Dämmmaterial wie Holzfaser und Zellulose ist teurer als eine Standard-Dämmung durch Glaswolle oder EPS-Platten. Decken Sie Ihr Krüppelwalmdach mit herkömmlichen Tonziegeln ein, dann kommen Sie vergleichsweise günstig davon. Entscheiden Sie sich hingegen für Aluminium oder Kupfer, wird es eher teuer.

Die Gesamtkosten hängen stark von der Dachfläche, den gewählten Materialien und den regionalen Handwerkerkosten ab. Als Spartipp können Sie sich merken: je kürzer der Walm, desto niedriger die Kosten. Insgesamt sollten Sie rund 200 Euro pro Quadratmeter einkalkulieren. Beträgt die Dachfläche etwa 150 Quadratmeter, so zahlen Sie am Ende rund 30.000 Euro für Ihr Krüppelwalmdach. Die Kosten steigen, wenn Sie Sonderwünsche haben. Hierzu zählen etwa Dachfenster oder Gauben.

Vorteile und Nachteile des Krüppelwalmdaches

Das Krüppelwalmdach geht mit allen Vorteilen des Standard-Walmdaches einher: Die materialaufwendige Konstruktion des Dachstuhls schafft ein besonders robustes und wetterbeständiges Dach. Auch die Last großer Schneemengen trägt es ohne Probleme. Dies erhöht insgesamt auch die Lebensdauer des Daches.

Vorteilhaft ist darüber hinaus, dass Sie die Dachflächen für Photovoltaikanlagen oder Solarthermie nutzen können. Da das Krüppelwalmdach über Dachflächen nach allen Seiten verfügt, ist die Ausrichtung des Hauses hier eher zweitrangig. Allerdings lohnt sich das Anbringen von Solarmodulen nur bei relativ großen Walmflächen wie etwa beim Halbwalmdach. Ragt das Dach etwas über die Grundmauern hinaus, können Sie darunter außerdem einen geschützten Balkon anbringen. Dies kennt man vor allem von Gebirgshütten, wo es eine besonders verspielt-romantische Optik schafft.

Der größte Nachteil des traditionellen Walmdaches ist, dass die 4 Dachflächen den Wohnraum darunter stark einschränken. Immerhin müssen Sie als Eigentümer an allen Seiten Dachschrägen in Kauf nehmen. Das Krüppelwalmdach hingegen löst genau dieses Problem: Aufgrund des verkürzten Walms ergeben sich höhere Stellwände, die Sie uneingeschränkt nutzen können. Dies erleichtert sowohl die Möblierung des Dachgeschosses als auch die Belichtung. Sind die Wände hoch genug, können Sie reguläre Fenster einlassen und damit ein Plus an Tageslicht gewinnen.

Vorteile

Robust
Wetterfest
Langlebig
Gut für Solarenergieerzeugung geeignet
Geschützter Balkon möglich
Außergewöhnliche Optik (rustikal, Landhausstil)
Im Gegensatz zum klassischen Walmdach: weniger Dachschrägen, mehr Wohnraum, einfacher zu beleuchten

Den zahlreichen Vorteilen stehen im Grunde nur 2 Nachteile gegenüber: die lange Bauzeit und die hohen Kosten. Am Ende müssen Sie sich also entscheiden, ob Sie die Mehrkosten in Kauf nehmen oder ob Sie doch besser auf das klassische Satteldach ausweichen.

Nachteile

Hohe Kosten
Lange Bauzeit

Fazit: Vorteilhafte Mischform aus Sattel- und Walmdach

Das Krüppelwalmdach kombiniert die größten Vorteile des Sattel- und des Walmdaches: So dürfen Sie sich über ein robustes, wetterbeständiges und langlebiges Dach freuen, das aufgrund des verkürzten Walms ein Plus an Wohnraum mit wenigen Schrägen bietet. Jedoch müssen Sie für diese Vorteile tief in die Tasche greifen, denn das Krüppelwalmdach ist nicht gerade günstig. Gegenüber dem klassischen Satteldach müssen Sie etwa mit 50 Prozent mehr an Kosten rechnen – ein Aufpreis, den sich nicht jeder Bauherr oder Eigentümer leisten kann. Setzen Sie sich daher mit all Ihren Optionen auseinander und wählen Sie die Dachform, die am besten zu Ihrem individuellen Vorhaben passt.

Bildnachweis: ebenart / Shutterstock.com

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