Wärmerückgewinnung: modernes Lüften mit Heizeffekt

Dinge zu recyclen, ist gut für die Umwelt und für den Geldbeutel: Dass dabei sogar aufgewärmte Raumluft wiederverwendet werden kann, wissen jedoch nach wie vor nur die wenigsten. Erfahren Sie hier, wie Sie die Energieeffizienz Ihrer Immobilie mit Wärmerückgewinnungsanlagen verbessern und dabei gleichzeitig einiges an Heizkosten sparen.

Definition: Was ist Wärmerückgewinnung?

Ein Mann baut an einer Anlage zur Wärmerückgewinnung

Bei der Wärmerückgewinnung wird thermische Energie – also Wärme – von einem Medium auf ein anderes übertragen. Dies kann beispielsweise über direkten Wärmeaustausch erfolgen, indem die warme Abluft aus Wohnräumen im Gegenstrom an kalter Zuluft von außen vorbeigeleitet wird. Durch diesen Kontakt wird die kalte Außenluft aufgewärmt. Alternativ kann der Wärmeaustausch auch über ein Speichermedium wie Keramik oder Wasser erfolgen. Hierbei werden die beiden Luftströme abwechselnd durch den Wärmespeicher geleitet.

Vereinfacht gesagt: Mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgen Sie dafür, dass bereits aufgewärmte Luft nicht einfach so nach draußen wandert und dort verpufft. Stattdessen wird vorhandene Wärme genutzt, um kalte Zuluft vorzuheizen. Teils kann die Luft sogar gleichzeitig über die Wärmerückgewinnungsanlage mit Feuchtigkeit angereichert werden. Je nach Technik und Anlage können so etwa 60 bis 80 Prozent der Abluftwärme rückgewonnen werden. Ihr Heizkessel spart sich dadurch eine Menge Arbeit – und Sie sparen eine Menge Heizkosten.

Vorteile von Wärmerückgewinnung

Umweltschonend und emissionsarm
Geringere Heizkosten
Je nach Technik zusätzliche Luftbefeuchtung

Nachteile von Wärmerückgewinnung

Hohe Anschaffungs- und Installationskosten
Regelmäßige Wartungskosten

Voraussetzungen: Welche Gebäude eignen sich für Wärmerückgewinnung?

Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung ist nur in vollständig luftdichten Gebäuden sinnvoll. Bei schlecht isolierten Altbauten wandert die warme Raumluft unkontrolliert über Fenster, Türen oder das Gemäuer nach außen ab. Es bleibt nicht genügend Restwärme, um kalte Zuluft aufzuwärmen.

In luftdicht konzipierten Niedrigenergie- oder Passivhäusern hingegen sind Wärmerückgewinnungsanlagen äußerst sinnvoll. Aufgrund der nicht luftdurchlässigen Gebäudehülle bedarf es meist ohnehin einer Lüftungsanlage. Reguläres, manuelles Lüften reicht bei derart energieeffizienten Häusern nicht aus, um einen ordentlichen Luftaustausch zu gewährleisten. Es drohen Schimmel, Schwamm und andere Probleme. Da Sie in diesem Fall um eine Lüftungsanlage nicht herumkommen, sollten Sie direkt über zusätzliche Wärmerückgewinnung nachdenken.

Welche Arten von Wärmerückgewinnung gibt es?

Der Wärmeaustausch zwischen Abluft und Zuluft kann auf ganz unterschiedlichen Wegen erfolgen, weshalb es auch zahlreiche unterschiedliche Wärmerückgewinnungsanlagen gibt. Welche Anlage sich am besten für Ihre Immobilie eignet, hängt vorrangig davon ab, welche Art von Lüftungsanlage verbaut ist:

  • Zentrale Lüftungsanlage: Die Zuluft wird an einer zentralen Stelle ins Gebäude geleitet und anschließend über Lüftungsschächte auf die einzelnen Räume verteilt.
  • Dezentrale Lüftungsanlage: Die Zuluft wird an mehreren Stellen ins Gebäude geleitet. Dabei ist jeder belüftete Raum mit einer gesonderten Anlage ausgestattet. Lüftungsschächte sind in diesem Fall nicht nötig.

Rekuperative Wärmerückgewinnung

Das entscheidende Merkmal der rekuperativen Wärmerückgewinnung besteht darin, dass Zu- und Abluft nicht in direkten Kontakt miteinander kommen. Stattdessen werden sie in 2 gesonderten Kanälen aneinander vorbeigeführt. Dies kann auf 3 Arten erfolgen:

  • Gegenstrom: parallel verlaufende Zu- und Abluftkanäle, Luft strömt aus unterschiedlichen Richtungen ein
  • Kreuzgegenstrom: sich überkreuzende Zu- und Abluftkanäle, Luft strömt aus unterschiedlichen Richtungen ein
  • Gleichstrom: parallel verlaufende Zu- und Abluftkanäle, Luft strömt aus derselben Richtung ein

Häufig findet der Wärmeaustausch bei der rekuperativen Wärmerückgewinnung in einem Plattenwärmetauscher statt. Hierbei trennen zahlreiche Platten aus Kunststoff oder Aluminium die warme Abluft von der kalten Zuluft. Diese Platten nehmen die Wärme der Abluft auf und geben sie direkt an die Zuluft ab. Alternativ zum Plattenwärmetauscher kann auch ein Rohrbündelwärmetauscher verbaut sein: Die Funktionsweise ist ähnlich, jedoch kommen kleine Rohre statt Platten zum Einsatz.

Bei der klassischen rekuperativen Wärmerückgewinnung wird feuchte Raumluft gegen trockene Frischluft getauscht. Gerade in den Wintermonaten kann es dadurch zu sehr trockener Raumluft und einem entsprechend unangenehmen Raumklima kommen. Sie können dem vorbeugen, indem Sie sich für eine Wärmerückgewinnungsanlage mit Enthalpiewärmetauschern entscheiden. Hierbei nehmen die Platten nicht nur die Wärme, sondern auch die Feuchtigkeit der Raumluft auf und geben sie wieder an die Zuluft ab.

Regenerative Wärmerückgewinnung

Bei der regenerativen Wärmerückgewinnung werden Ab- und Zuluft nicht voneinander getrennt. Stattdessen passieren die beiden Luftströme nacheinander denselben Wärmespeicher. Hierbei kann es sich entweder um einen festen Wärmespeicher (z. B. aus Keramik) oder um ein flüssiges Speichermedium wie Wasser oder Sole handeln. Die Erwärmung der kalten Außenluft findet bei der regenerativen Wärmerückgewinnung also nicht unverzüglich, sondern zeitlich versetzt statt.

Häufig kommt bei diesem Verfahren ein sogenannter Rotationswärmetauscher zum Einsatz. Diesen können Sie sich wie eine Art Wasserrad vorstellen, auf dem viele kleine Röhren mit dem jeweiligen Speichermedium – meist Wasser – verbaut sind. Das Wasser erwärmt sich durch die einströmende Abluft. Strömt dann später kalte Zuluft ein, gibt das Wasser die gespeicherte Wärme ab. Der positive Nebeneffekt: Viele Rotationswärmetauscher sind mit einer sogenannten hygroskopischen Beschichtung versehen, die der Abluft Wasser entzieht. Dieses geben sie wiederum an die trockene Zuluft ab, sodass ein angenehm reguliertes Raumklima entsteht.

Die regenerative Wärmerückgewinnung hat gegenüber der rekuperativen einen Nachteil: Da Ab- und Zuluft sich im Wärmespeicher begegnen, handelt es sich hierbei um eine weniger hygienische Art der Wärmeaufbereitung. Bakterien und Mikropartikel werden so nicht nach außen abgegeben, sondern wieder ins Rauminnere geleitet. Sind Sie aufgrund von Allergien oder sonstigen Krankheiten entsprechend empfindlich, ist die regenerative Wärmerückgewinnung unter Umständen nicht die richtige Wahl für Sie. Alternativ können Sie auch mit einem geeigneten Luftfilter gegensteuern.

Rekuperative und regenerative Wärmerückgewinnung im Vergleich

Rekuperative WärmerückgewinnungRegenerative Wärmerückgewinnung
Ab- und Zuluft voneinander getrennt (sehr hygienisch)Ab- und Zuluft nicht voneinander getrennt (weniger hygienisch)
Direkter WärmeaustauschZeitlich verzögerter Wärmeaustausch
Luftbefeuchtung möglichLuftbefeuchtung möglich
V. a. für zentrale Lüftungsanlagen geeignetV. a. für dezentrale Lüftungsanlagen geeignet

Wärmepumpe

Auch bei der Wärmepumpe handelt es sich genau genommen um eine Art der Wärmerückgewinnung. Allerdings unterscheidet sich das Prinzip stark von der rekuperativen und regenerativen Funktionsweise, denn eine Wärmepumpe heizt die Zuluft nicht direkt auf. Stattdessen nutzt sie die thermische Energie aus der Abluft, um Heizung und/oder Warmwasseraufbereitung zu unterstützen. Die Wärme wird dabei häufig aus aufgeheizten Kellerräumen bezogen und in den Heizkreislauf eingespeist. Um voll effizient zu sein, benötigen Wärmepumpen jedoch ein sehr großes Luftvolumen. Sie kommen daher weniger häufig in Einfamilienhäusern und vielmehr in Gewerbeimmobilien oder größeren Mehrfamilienhäusern zum Einsatz.

Was kostet eine Wärmerückgewinnungsanlage?

Wie teuer Ihre Wärmerückgewinnungsanlage wird, hängt maßgeblich davon ab, ob Sie sich für eine zentrale oder eine dezentrale Lüftungsanlage entscheiden. Da bei der zentralen Lüftungsanlage Schächte zwischen den einzelnen Zimmern verlegt werden müssen, sind die Kosten entsprechend höher. So kostet eine zentrale Anlage mit Wärmerückgewinnung bis zu 8.000 Euro – abhängig von Größe und Zimmeranzahl der Immobilie. Bei dezentralen Anlagen entfallen die Lüftungsschächte, weshalb lediglich Kosten in Höhe von etwa 5.000 Euro entstehen. Zusätzlich müssen Sie bei beiden Anlagen mit jährlichen Wartungskosten von etwa 70 bis 150 Euro rechnen.

Wenn Sie eine Bestandsimmobilie nachrüsten möchten, so ist die dezentrale Anlage in den meisten Fällen die sinnvollere Lösung. Hierbei muss lediglich die Kernbohrung in den Außenwänden erfolgen. Beim nachträglichen Einbau eines zentralen Lüfters mit Wärmerückgewinnung müssen Sie jedoch auch zusätzliche Kosten für Maler, Elektriker und Co. einplanen.

Gibt es Fördermittel für Lüfter mit Wärmerückgewinnung?

Wärmerückgewinnung ist umweltschonend und beugt gleichzeitig baulichen Problemen wie Schimmel und Schwamm vor. Die Bundesregierung hat deshalb beschlossen, den Einbau von Anlagen zur kontrollierten Raumlüftung im Rahmen des Energieeffizienzprogramms zu fördern. Wenn Sie sich für einen Neubau mit Lüftungsanlage entscheiden oder eine Bestandsimmobilie nachrüsten wollen, stehen Ihnen die folgenden Förderprogramme zur Auswahl:

  • BAFA-Zuschuss für Lüftungsanlagen: Im Rahmen der Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude (BEG) steht Ihnen ein Zuschuss in Höhe von 20 Prozent der förderfähigen Kosten zu. Sie erhalten einen zusätzlichen Bonus in Höhe von 5 Prozent, wenn die Maßnahmen Teil eines individuellen Sanierungsfahrplans (iSFP) sind. Gefördert werden Erstinstallation sowie Erneuerung einer bereits vorhandenen Lüftungsanlage. Voraussetzungen sind, dass die Kosten mindestens 2.000 Euro betragen und dass ein Energieberater einbezogen wird.
  • KfW-Förderkredit mit Tilgungszuschuss: Der Tilgungszuschuss der KfW beträgt 20 Prozent der förderfähigen Kosten bzw. 25 Prozent mit individuellem Sanierungsfahrplan. Die maximale Kredithöhe liegt bei 60.000 Euro.
  • KfW-Zuschuss für Komplettsanierung: Ist der Einbau einer Lüftungsanlage Teil einer Komplettsanierung zum Energieeffizienzhaus, so kann statt eines Förderkredits auch der Zuschuss „BEG Wohngebäude – 461“ beantragt werden. Der Zuschuss, der sich maximal auf 75.000 Euro beläuft, muss anders als der Förderkredit nicht zurückgezahlt werden.

Egal an welcher Eigenheimförderung Sie interessiert sind: Es ist wichtig, die Förderung immer vor dem Beginn der Baumaßnahmen zu beantragen. Rückwirkend werden die Fördermittel nicht ausgezahlt. Sollte Ihre Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung die nötigen Voraussetzungen für die oben genannten Fördermittel nicht erfüllen, so können Sie die Kosten hierfür alternativ von der Steuer absetzen. Eine Kombination aus Förderung und Steuervorteil ist hingegen nicht möglich.

Fazit: Warme Luft einfach recyclen

Ihre Heizung muss schwer arbeiten, um kalte Außenluft auf eine angenehme Temperatur zu bringen. Sie können Ihrer Heizung die Arbeit aber erleichtern, indem Sie bereits aufgewärmte Luft einfach mithilfe einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung recyclen. Die Wärme wird hierbei von der warmen Abluft an die kalte Zuluft übertragen. Mit dieser Maßnahme schonen Sie nicht nur die Umwelt, sondern aufgrund gesenkter Heizkosten nachhaltig auch Ihren Geldbeutel.

Bildnachweis: ronstik / Shutterstock.com

Nach oben scrollen