Gartenhofhaus – my home is my castle

Wohl dem, der einen Rückzugsort hat, an dem er dem Alltag entfliehen kann. Bei vielen Menschen handelt es sich dabei um das Eigenheim. Hier fühlen sie sich zuhause und genießen die Ruhe. Das Gartenhofhaus entspricht diesem Wunsch auf ganz besondere Weise. Warum das so ist, was diesen Immobilientyp auszeichnet, für wen er sich eignet und was beim Kauf oder Bau zu beachten ist – all das lesen Sie im Folgenden.

Immobilientyp mit langer Historie: typische Merkmale eines Gartenhofhauses

Ein Gartenhofhaus

Einiges Innovative hat seinen Ursprung in der Vergangenheit und feiert in der Gegenwart seine Renaissance. So verhält es sich auch mit dem Gartenhofhaus. Alternativ ist von einem Atriumhaus die Rede. Schon im Alten Ägypten entstanden erste Gebäude dieser Art. Sie zeichnen sich durch einen Innenhof aus, den Wohnräume teilweise oder ganz umschließen. In vielen Ländern wurde und wird dieser Haustyp gebaut sowie teilweise abgewandelt. Auch aus der Zeit der Antike sind Gartenhofhäuser bekannt.

Der besagte Innenhof dient – wie es die Bezeichnung schon verrät – etwa als Garten. Ebenso eignet er sich für eine Terrasse, kann einen integrierten Pool bereithalten oder schlichtweg den Wohnraum erweitern. Waren die ersten Gartenhofhäuser noch durch eine runde Bauform gekennzeichnet, so etablierte sich schon bald die geradlinige Konzeption. Das Objekt umschließt den Innenhof entweder von allen Seiten oder weist alternativ dazu eine L- oder U-Form auf. Diese Merkmale sind außerdem für das Gartenhofhaus typisch:

  • Das Gebäude befindet sich auf der Grenze des Grundstücks und nicht in dessen Mitte.
  • Die zum Innenhof gerichteten Seiten sind oftmals größtenteils oder komplett verglast.
  • Auch Nebengebäude wie eine Garage können den Innenhof mit einschließen.
  • Es handelt sich um eine bevorzugt eingeschossige Bauweise, damit genügend Licht in den Hof einfällt.
  • Flach geneigte Dächer oder Flachdächer sind zugunsten des Lichteinfalls üblich.
  • Der Zugang zum Innenhof erfolgt häufig über Wohnzimmer und Küche.

Das Gartenhofhaus und seine Vorzüge – gibt es auch Nachteile?

Die Tatsache, dass der Innenhof teilweise oder gar komplett vom Haus eingeschlossen ist, stellt einen der ganz wesentlichen Vorteile dar. Den Bewohnern verschafft dies ein besonderes Maß an Privatsphäre, das bei einem klassischen Eigenheim nicht erreicht wird. Die Mauern gewährleisten einen Sichtschutz und fangen störenden Lärm ab. Besonders erfreulich ist das, wenn das Gartenhofhaus in der Nähe einer stark befahrenen Straße liegt oder sich in einer dicht besiedelten Gegend befindet, womöglich sogar in Zentrumsnähe. Zusätzlich ist der Innenhof windgeschützt.

Die Möglichkeiten für das Konzept des Außenbereichs sind vielfältig. Als Beispiele seien Terrasse, Gartenanlage, sichere Spielgelegenheit für Kinder und Wellness-Oase mit integriertem Schwimmbecken genannt. Ein weiterer Vorzug des Gartenhofhauses ist die für gewöhnlich ebenerdige und eingeschossige Bauweise. Somit erweist sich dieser Immobilientyp auch für körperlich eingeschränkte Menschen als ideal.

Gerade in den mitteleuropäischen Breitengraden lässt sich der Innenhof in den Wintermonaten nur eingeschränkt nutzen – das mag als Nachteil gelten. Zudem sind die Gestaltungsoptionen für die Immobilie limitiert: Eine mehrgeschossige Bauweise eignet sich nicht, da der Lichteinfall sonst zu gering sein kann. In der Konsequenz wäre es auch innerhalb des Gartenhofhauses zu dunkel. Gartenhofhäuser verlangen zudem nach einer doppelten Dämmung – einerseits für die nach außen gerichteten Wände und andererseits für die zum Innenbereich weisende Seite. Gerade bei einer Vollverglasung ist die Dämmung im Hinblick auf die Heizkosten umso wichtiger, um einen Wärmeverlust zu vermeiden.

Kosten eines Gartenhofhauses: Wer gehört zur Zielgruppe?

Ob ein Gartenhofhaus überhaupt infrage kommt, hängt in ganz entscheidendem Maße von den Kosten ab. Bei jeder Immobilie haben verschiedene Faktoren darauf Einfluss. Die Lage, die Größe des Grundstücks oder auch die Ausstattung sind nur einige Beispiele. Zudem werden diese Objekte als günstigeres Fertighaus sowie in Massivbauweise angeboten.

Ein Gartenhofhaus dürfte in den meisten Fällen mehr kosten als ein herkömmliches Eigenheim. Dabei gilt ein Aufschlag von 10 Prozent als realistisch. Höhere Ausgaben fallen unter anderem dadurch an, dass größere Fensterflächen verbaut werden und eine umfangreichere Planung erforderlich ist. Eventuell bedarf es auch eines größeren Grundstücks. Zur groben Orientierung lässt sich von etwa 2.500 Euro pro Quadratmeter ausgehen. Für ein Objekt, dessen Wohnfläche 150 Quadratmeter beträgt, kann demnach mit rund 375.000 Euro kalkuliert werden.

Prinzipiell darf sich jeder von diesem Immobilientyp angesprochen fühlen, der über ein Eigenheim nachdenkt. Als optimal erweist sich das Gartenhofhaus für all jene mit einem hohen Bedürfnis nach Privatsphäre. Aufgrund der oftmals barrierefreien Konzeption ist es auch von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen in Erwägung zu ziehen und als Option für altersgerechtes Wohnen zu verstehen. Ebenso empfiehlt es sich für junge Familien, wobei die Kinder im Innenbereich sorglos spielen können.

Des Weiteren mag der Haustyp eine Ideallösung für Häuslebauer sein, die einen Wellnessbereich in ihr Eigenheim integrieren möchten. Einen Saunagang wertet ein anschließender Aufenthalt an der frischen Luft oder in einem extra dafür eingerichteten Abkühlbecken zusätzlich auf – umso komfortabler, wenn das sicht- und windgeschützt möglich ist.

Kauf oder Bau: Das ist zu berücksichtigen

Der Bau oder Erwerb einer Immobilie bedeutet für die meisten die wohl wichtigste Investition im Leben. Demnach ist eine gut durchdachte Planung im Vorfeld unerlässlich. Bei einem Gartenhofhaus gibt es verschiedene Besonderheiten, die es von einem klassischen Einfamilienhaus unterscheidet. Ein wesentlicher Aspekt ist die Größe des Innenraums. Je kompakter dessen Maße sind, desto schattiger wird es und gleichbedeutend kann es im Haus an Helligkeit mangeln.

In diesem Zusammenhang ist vor dem Bau ebenso wie vor dem Erwerb eines Gartenhofhauses der Standort zu prüfen. Um optimal von den Lichtverhältnissen zu profitieren, sollte dieser möglichst sonnig sein. Bei der Grundstückssuche dürfen durchaus auch Hanglagen einbezogen werden. Der Höhenausgleich lässt sich beispielsweise durch einen Keller erreichen – das geht allerdings mit Zusatzkosten einher.

Viel Glas ist typisch für Gartenhofhäuser. Die Qualität der Dämmung gilt es vor dem Erwerb einer Bestandsimmobilie unter die Lupe zu nehmen – ansonsten droht eine schlechte Energieeffizienz, die hohe Heizkosten nach sich zieht.

Gut zu wissen: Wer ein Gartenhofhaus neu errichten lässt, sollte an dieser Stelle keineswegs sparen. Idealerweise fällt die Wahl auf Spezialglas, das einen Wetter- und Lärmschutz bietet.

Gartenhofhäuser erfordern gegenüber klassischen Eigenheimen einen etwas höheren Investitionsaufwand. Strapaziert die Massivbauweise das Budget zu stark, ist über ein Fertighaus nachzudenken, das eine günstigere Option darstellt.

Die Rolle des Gartenhofhauses in Deutschland

Gartenhofhäuser sind überall auf dem Globus verteilt zu finden und somit auch in Deutschland. Dennoch gehören sie hierzulande eher zu den exotischen Varianten eines Eigenheims. Sie werden allerdings nicht nur als konventionelles Einfamilienhaus konzipiert, sondern mitunter auch als kompakterer Bungalow. Darüber hinaus erfüllen teilweise sogar öffentliche Bauten die Kriterien eines Gartenhofhauses. Klassische Beispiele dafür sind Schulen, Altersheime oder Krankenhäuser.

Verlässliche Angaben zur konkreten Anzahl an Gartenhofhäusern in Deutschland lassen sich nicht machen. Dieser Immobilientyp wird statistisch nicht gesondert erfasst. In anderen Kulturen wie beispielsweise dem arabischen Raum kommt er wesentlich häufiger vor. Das ist unter anderem damit zu begründen, dass der Innenhof in den hiesigen Breitengraden über die Wintermonate nur bedingt genutzt werden kann.

Fazit: Viel Privatsphäre und Nutzungsmöglichkeiten

Mehr Privatsphäre als ein Gartenhofhaus kann ein Eigenheim nicht bieten. Je nach Bauweise schließt es seinen Innenbereich von mindestens 2 oder sogar allen 4 Seiten ein. Das eröffnet viele Möglichkeiten, den Hof zu nutzen. Ob schlichtweg als Garten, als Umgebung für einen Pool oder Spielfläche für Kinder – es ist an den Eigentümern, ihre Vorstellungen in die Tat umzusetzen. Das hat seinen Preis: Etwa 10 Prozent mehr kostet ein Gartenhofhaus gegenüber einem konventionellen Eigenheim. Werden einige Kernaspekte wie der Standort, die Größe des Innenhofs oder die Dämmung des Gebäudes gut durchdacht, vermag sich dieser Immobilientyp als echtes Paradies für seine Bewohner zu erweisen.

Bildnachweis: nazarovsergey / Shutterstock.com

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