Bemusterung: So finden Sie die passende Ausstattung

Ein Haus in einer Siedlung, was ist die Bemusterung?

Die Bemusterung ist ein wichtiger Schritt beim Hausbau. Hierbei entscheidet sich der Bauherr für die vielen kleinen Details, die das Haus am Ende prägen. So werden beispielsweise Bodenbeläge, Badfliesen, Armaturen, Türen und Dachziegel ausgewählt. Der Bauherr muss während der Bemusterung meist mehrere Hundert Einzelentscheidungen treffen. Wann sie stattfindet, wie Sie sich am besten darauf vorbereiten und was Sie dabei unbedingt beachten sollten, erfahren Sie hier.

Was ist eine Bemusterung?

Während der Bemusterung wählt der Bauherr die Ausstattungsmerkmale seiner Immobilie aus. Unter anderem geht es hierbei um die folgenden Aspekte:

  • Dachziegel
  • Fenster
  • Türen
  • Griffe
  • Steckdosen
  • Bodenbeläge
  • Armaturen
  • Badfliesen
  • Sanitäranlagen
  • Fassadenart und -farbe
  • Regenrinne
  • Treppengestaltung

Bei der Bemusterung wird die Ausstattung des Hauses bis ins Detail geplant. So ist es keine Seltenheit, dass während des Termins selbst Kleinigkeiten wie Hausnummer oder Briefkastenmodell ausgewählt werden.

Bemusterung bei Fertighäusern

Entscheiden Sie sich für die Fertigbauweise, werden Sie vom jeweiligen Anbieter rechtzeitig zu Ihrem Bemusterungstermin eingeladen. Dieser findet meist über 2 Tage verteilt statt, wobei der Fertighaushersteller die Kosten für Unterbringung und Verpflegung übernimmt. Teils ist sogar kostenlose Kinderbetreuung verfügbar.

Wann findet die Bemusterung statt?

Der Bemusterungstermin kann sowohl vor als auch nach der Bauvertragsunterzeichnung stattfinden. Spätestens sollten Sie ihn kurz vor Abschluss der Rohbauphase in Angriff nehmen. Erfolgt die Hausbemusterung noch vor Vertragsabschluss, so ergibt sich daraus eine höhere finanzielle Planbarkeit: Die Kosten für Ihr Fertighaus müssen dann nicht anhand der Standardausstattung kalkuliert und später individuell angepasst werden. Stattdessen fließen Ihre ausgewählten Materialien direkt in die Kalkulation mit ein, wodurch Sie früher erfahren, was Ihr Fertighaus am Ende wirklich kostet.

Wie läuft der Bemusterungstermin ab?

So gut wie jeder Fertighausanbieter verfügt über ein eigenes Bemusterungszentrum, das Sie an diesen beiden Tagen gemeinsam mit einem Berater ablaufen. Dieser zeigt Ihnen die verschiedenen Ausstattungsmöglichkeiten und die verfügbaren Modelle. Sie haben die Möglichkeit, die Materialien zu berühren und direkt miteinander zu vergleichen, was die Entscheidung meist ein wenig einfacher macht.

Alle Entscheidungen, die Sie während des Termins treffen, werden anschließend ins Bemusterungsprotokoll aufgenommen. Dieses erhalten Sie entweder direkt im Anschluss an die Bemusterung ausgehändigt oder per Post zugeschickt. Das Dokument sollten Sie in einer ruhigen Minute auf Herz und Nieren prüfen: Stimmen die ausgewählten Farben und Materialien? Wurden alle Abmessungen richtig notiert? Ist alles korrekt wiedergegeben, unterschreiben Sie das Protokoll. Dieses wird daraufhin Teil der Bauleistungsbeschreibung und ist damit rechtlich bindend.

Aufbemusterung und Abbemusterung: Wie viel Geld sollte eingeplant werden?

Der Bauvertrag enthält eine Leistungsbeschreibung für Ihr Fertighaus. In dieser Kostenaufstellung ist bereits die Standardausstattung inbegriffen. Das bedeutet: Entscheiden Sie sich einfach immer für die Standardausstattung, müssen Sie mit keinerlei Mehrkosten rechnen.

Die meisten Bauherren wünschen sich jedoch das eine oder andere Highlight für ihr Haus. Dabei kann es sich beispielsweise um besonders hochwertigen Boden für den Wohnbereich, eine ausgefallene Dachziegelfarbe oder um eine freistehende Designer-Badewanne handeln. Weichen Sie bei einer Entscheidung vom Standard ab und wählen Sie ein höherwertiges Angebot, so spricht man von Aufbemusterung. Die Mehrkosten werden dann direkt im Protokoll vermerkt und der Preis für Ihr Fertighaus wird angepasst. Entscheiden Sie sich hingegen für ein günstigeres Angebot, sprechen Experten von Abbemusterung.

Sie sollten sich darauf einstellen, dass der Preis für Ihr Fertighaus während der Bemusterung noch etwas nach oben geht. Gerade wenn günstige und teurere Materialien direkt miteinander verglichen werden, entscheiden sich viele Bauherren spontan doch für die etwas hochwertigere Variante. Planen Sie daher am besten etwa 4.000 bis 5.000 Euro zusätzlich ein, wenn Sie Ihr Budget festlegen. Dieser Betrag sollte bereits bei der Baufinanzierung berücksichtigt werden, da ansonsten unter Umständen eine Aufstockung nötig ist.

Bemusterung bei Architektenhäusern

Wenn Sie sich gegen ein Fertighaus und für ein Architektenhaus entscheiden, so läuft die Bemusterung etwas anders ab. In diesem Fall gibt es kein Bemusterungszentrum, in dem Sie alle relevanten Entscheidungen auf einmal treffen können. Stattdessen zieht sich die Bemusterung über mehrere Wochen und oft sogar Monate hin. Immer wenn ein neues Gewerk ansteht, wählen Sie die jeweiligen Materialien und Modelle für dieses aus.

Die anfängliche Kostenkalkulation nimmt der Architekt beim Massivbau nicht auf Basis festgelegter Standards vor, sondern aufgrund eigener Erfahrungswerte. Im Vergleich zum Fertighaus müssen Sie hier mit größeren Abweichungen vom ursprünglich vereinbarten Preis rechnen.

Infos und Tipps: So wird die Bemusterung zum Kinderspiel

Die Bemusterung zählt für viele Bauherren zu den Highlights der Bauphase. Immerhin nimmt das Traumhaus während des Termins im Kopf mehr und mehr Form an. Zudem unterstreicht jede einzelne Entscheidung später den individuellen Charakter der Immobilie. Doch die Bemusterung wird auch gefürchtet: In kürzester Zeit müssen teils Hunderte von Einzelentscheidungen gefällt werden, was durchaus auch überfordern kann. Die nachfolgenden Tipps helfen Ihnen, im Ausstattungschaos einen kühlen Kopf zu bewahren und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Tipp 1: Vorbemusterung in Anspruch nehmen

Die meisten Fertighaushersteller bieten auch eine sogenannte Vorbemusterung an. Hierbei treffen Sie noch keine Entscheidungen. Stattdessen können Sie schon einmal durch das Bemusterungszentrum schlendern und die Standardausstattung unter die Lupe nehmen. Durch die Vorbemusterung können Sie besser abschätzen, ob der Standard zu Ihnen passt oder ob es doch ab und an das höherwertige Modell wird. So erhalten Sie ein besseres Gefühl dafür, wie sehr der Preis für Ihr Fertighaus am Ende vom vereinbarten Preis abweichen wird.

Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Sie bereits zahlreiche Fotos machen können, die Ihnen später zu Hause als Gedächtnisstütze dienen. So müssen Sie wichtige Entscheidungen nicht ad hoc aus dem Bauch heraus treffen. Stattdessen können Sie Ihre Fotos durchgehen und in Ruhe überlegen, welche Ausstattung – und welches Preisniveau – wirklich zu Ihnen passt.

Haben Sie sich noch nicht für einen Fertighausanbieter entschieden, können Sie übrigens auch bei mehreren Herstellern einen Vorbemusterungstermin vereinbaren. So können Sie feststellen, welcher Anbieter vom Stil und Preis-Leistungs-Verhältnis am besten zu Ihnen passt.

Tipp 2: Stil vorher festlegen

Je genauer Sie wissen, was Sie eigentlich wollen, desto leichter wird Ihnen die Bemusterung fallen. Überlegen Sie sich also vorab, in welche Richtung die Ausstattung gehen sollen: Soll Ihr Haus lieber eine weiße Leinwand sein, die Sie mit austauschbaren Wohnaccessoires und Möbeln aufwerten können, oder soll jeder Türgriff und jede Armatur Individualität versprühen? Bedenken Sie hierbei auch, dass Sie am besten auf lange Frist planen sollten. Jagen Sie nicht jedem Einrichtungstrend hinterher, sondern gestalten Sie Ihr Haus so, dass es Ihnen auch in 10, 20 oder sogar 30 Jahren noch gefällt. Gerade an auffälligen Farben und außergewöhnlichen Formen hat man sich oft schneller sattgesehen als gedacht.

Wenn Sie Probleme damit haben, sich Ihr zukünftiges Zuhause vorzustellen, können Visualisierungen helfen. Durchforsten Sie Einrichtungsmagazine und schneiden Sie alle Bilder aus, die Sie ansprechend finden. Mit der Zeit entsteht so ein umfangreiches Mood Board. Alternativ können Sie natürlich auch Einrichtungs-Apps oder Screenshots von Interior Design Blogs nutzen. Je klarer Sie die allgemeine Stilrichtung ausgearbeitet haben, desto einfacher werden Ihnen die einzelnen Entscheidungen fallen.

Ganz wichtig: Vermutlich werden Sie Ihr zukünftiges Zuhause nicht alleine beziehen. Sprechen Sie daher mit Ihrem Partner ab, in welche Richtung es gehen soll, und versuchen Sie vorab, Kompromisse zu finden, falls Ihre Vorstellungen voneinander abweichen. Ein lautstarker Streit während der Bemusterung sorgt nur für unnötigen Stress.

Tipp 3: Möbel vorher auswählen

Sie können sich auf den Bemusterungstermin vorbereiten, indem Sie die Möbelauswahl – zumindest grob – vorher angehen. Denn bringen Sie bereits einen Grundriss mit eingezeichneten Möbeln mit, ist die genaue Positionierung von Steckdosen, Lichtschaltern und Fenstern wesentlich einfacher. Auch das Lichtkonzept lässt sich besser planen, wenn Sie bereits wissen, wo am Ende die Couch und wo der Esstisch stehen soll.

Dasselbe gilt auch für die Küchenplanung. Haben Sie die Küche bereits vor der Bemusterung geplant, können Sie Steckdosen und Leitungen noch relativ flexibel positionieren. Durch diese Reihenfolge verschaffen Sie sich die maximale Planungsfreiheit.

Tipp 4: Budget vorher festlegen

Viele Bauherren lassen sich während der Bemusterung zu höherwertigen und damit auch teureren Materialien und Modellen hinreißen als vorab geplant. Das ist grundsätzlich nicht verwerflich, denn beim Hausbau sollte nicht an der falschen Stelle gespart werden. Nichtsdestotrotz sollten Sie Ihr Budget vor dem Termin so gut es geht festlegen. Planen Sie vorab ein, dass Sie hier und da vom Standard abweichen könnten und dass dadurch Mehrkosten entstehen. Machen Sie sich jedoch auch klar, dass dafür an anderer Stelle eben Abstriche gemacht werden sollten.

Ein Beispiel: Verbringen Sie etwa viel Zeit zu Hause und lieben Sie gemütliche Filmabende auf dem Sofa, ist es durchaus sinnvoll, das Wohnzimmer mit einem hochwertigen Boden, großen Fenstern und einem ausgefeilten Lichtkonzept zu versehen. Sie machen Ihren Wohnbereich so zu einer Wohlfühloase, an der Sie viele Jahre lang Ihre Freude haben werden. Dafür lässt sich vielleicht im Badezimmer ein wenig sparen: Muss es die teure Badewanne sein, wenn Sie ohnehin nur selten baden? Und tun es hier vielleicht auch die günstigeren Standardfliesen, die gerade im Angebot sind? Derartige Kompromisslösungen verhindern, dass die Kosten am Ende explodieren.

Fazit: Nehmen Sie die Bemusterung nicht auf die leichte Schulter

Die Entscheidungen, die Sie bei der Bemusterung treffen, prägen nachhaltig den Charakter und Stil Ihres Hauses. Sie sollten den Termin daher nicht auf die leichte Schulter nehmen und sich stattdessen gut darauf vorbereiten. Welche Stilrichtung verfolgen Sie? Wo wollen Sie etwas mehr Geld investieren? Wo können Sie dafür Abstriche machen? Je gefestigter Ihre Pläne sind, desto fundierter fallen Ihre Entscheidungen aus. Sie müssen sich dann nicht einzig und allein auf Ihr Bauchgefühl verlassen, sondern können abwägen, welche Materialien und welche Modelle wie gut zu Konzept und Budget passen. So gestalten Sie am Ende ein Haus, das Ihnen auch nach vielen Jahrzehnten noch vollumfänglich zusagt.

Bildnachweis: geogif / Shutterstock.com

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