Wie funktioniert eine virtuelle Besichtigung?

Ein Mann tippt auf ein Tablet, was ist eine virtuelle Besichtigung?

Egal, ob Sie eine Immobilie anbieten oder Interesse an einem Objekt haben: Persönliche Besichtigungen sind aufwendig. Bei einem digitalen Rundgang fallen Terminabsprachen und Publikumsverkehr dagegen weg. Potenzielle Mieter oder Käufer schauen sich das Objekt bequem und ohne jeden Zeitdruck auf ihrem Bildschirm an. Virtuelle Besichtigungen werden immer beliebter, zumal sie allen Beteiligten Vorteile verschaffen. Welche das sind, ob es auch Kehrseiten gibt und wie virtuelle Besichtigungen genau funktionieren, lesen Sie hier.

So entsteht eine virtuelle Immobilienbesichtigung

Zu jeder Tages- und Nachtzeit eine Wohnung oder ein Haus erkunden, ohne vor Ort zu sein: Genau das ermöglicht eine virtuelle Besichtigung. Sie dient in der Immobilienbranche als Marketinginstrument und erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Wer Interesse an einem Objekt hat, braucht lediglich ein internetfähiges Gerät. Die virtuelle Immobilienbesichtigung kann über den Browser auf Computern, Laptops, Smartphones und Tablets abgerufen werden. Die digitalen Rundgänge sind zumeist in Inseraten auf Immobilienportalen oder auf Homepages von Maklern zu finden. Mitunter erhält der Interessent auch einen personalisierten Link per Mail.

Realisiert werden virtuelle Besichtigungen vor allem durch Makler und Unternehmen, die sich auf diesen Service spezialisiert haben. Sie verwenden dafür 360-Grad-Kameras, die alle Räume des Objekts scannen und ein digitales Abbild anfertigen. Das Erstellen der Aufnahmen geht recht zügig vonstatten: Für eine 100 Quadratmeter große Immobilie sind als Richtwert etwa 75 Minuten einzuplanen. Eine Software wandelt die Aufnahmen anschließend in folgende Präsentationsformen um:

  • Virtuelle Grundrisse
  • 3D-Abbild
  • 3D-Grundriss mit Puppenhausansicht
  • 360-Grad-Besichtigung

Eine 360-Grad-Besichtigung kann als Animation ablaufen. Gängiger ist jedoch die interaktive Variante, bei der sich der Nutzer selbst von einem Raum zum nächsten klickt. Oftmals werden noch zusätzliche Informationen implementiert – entweder in Form eines schriftlichen Kommentars oder einer eingesprochenen Audiosequenz. Es ist außerdem möglich, dass ein Makler zu bestimmten Zeiten Fragen über einen Live-Chat beantwortet. Eine Sonderform der 3D-Immobilienbesichtigung sind Rundgänge in Echtzeit, die sich aber in erster Linie für unbewohnte Objekte eignen. Dafür bieten einige Unternehmen sogenannte Besichtigungsroboter an. Diese fahren durch die Räume und übertragen die Kamerabilder per Stream.

Diese Vorteile bietet ein digitaler Rundgang

Durch die Corona-Pandemie stieg die Nachfrage nach virtuellen Hausbesichtigungen deutlich. In Zeiten von Kontaktbeschränkungen und Abstandsgeboten sorgten digitale Rundgänge dafür, dass Eigentümer und Interessenten dennoch zusammenfanden. Damit sind aber längst nicht alle Vorzüge dieser Präsentationsmöglichkeit genannt. Der Eigentümer vermeidet ständigen Publikumsverkehr, was besonders bei noch bewohnten Objekten begrüßenswert ist.

Miet- und Kaufinteressenten erlangen einen umfassenden Eindruck von der Immobilie. Sie haben beliebig viel Zeit, um alle Räume zu erkunden, und wiederholen den digitalen Rundgang bei Bedarf. Das Objekt lässt sich zudem Verwandten oder Freunden zeigen, wenn eine zusätzliche Meinung gewünscht ist. Durch einen 360-Grad-Rundgang werden Immobilien greifbar – eine solche Aussagekraft haben einfache Grundrisse oder Fotos nicht. Um eine virtuelle Besichtigung zu starten, braucht der Nutzer keine spezielle Software: Alles funktioniert im Browser.

Vermieter und Verkäufer genießen den Vorteil, dass sie wirklich nur mit Personen in Kontakt treten, die ernsthaftes Interesse an ihrem Objekt haben. Mit diesen vereinbaren sie dann einen realen Besichtigungstermin. Gleichzeitig erreichen sie aber auch mehr Menschen, da jeder sofort einen Einblick erhalten kann. Wer jedoch Wert auf Diskretion legt, grenzt den Zugriff auf die virtuelle Besichtigung ein. Dann wird diese mit einem Passwort geschützt und für Interessenten erst verfügbar, wenn er eine Anfrage stellt. Letztlich bedeutet ein digitaler Rundgang eine Zeitersparnis: Der Eigentümer bereitet seine Immobilie nur einmal für die Kameraaufnahmen vor und muss sie nicht immer wieder für Besichtigungen herrichten. 

Zeit sparen auch Makler, da ihnen weniger Aufwand für das Vereinbaren von Terminen entsteht. Sie können das Objekt effizient vermarkten und heben sich gleichzeitig von Konkurrenten ab, die diesen Service noch nicht anbieten.

Wann sind virtuelle Besichtigungen besonders sinnvoll und gibt es auch Nachteile?

Eine virtuelle Hausbesichtigung gewährt den Interessenten zwar einen Einblick in die Immobilie – sie ersetzt aber keinen Vor-Ort-Termin. Eindrücke wie Gerüche oder Umgebungsgeräusche können lediglich bei einem persönlichen Besuch gesammelt werden. Nur dort besteht auch die Möglichkeit, Elemente wie Türgriffe oder Armaturen anzufassen. Generell lässt sich mittels virtueller Besichtigung kaum etwas von der Atmosphäre des Objekts vermitteln. Diese spielt bei der Wahl der passenden Immobilie aber eine wichtige Rolle. 

Ein digitaler Rundgang führt nur durch das Objekt selbst. Die Umgebung des Hauses oder der Wohnung wird dabei nicht beleuchtet. Wer in der Nachbarschaft lebt, ob ein Kinderwagen in den Fahrstuhl passt oder ob es im Treppenhaus häufiger laut ist – diese Dinge lassen sich bei einer virtuellen Besichtigung nicht in Erfahrung bringen.

Bei der Präsentation auf dem Bildschirm sind zudem womöglich nicht alle Mängel ersichtlich. Stellt ein Käufer oder Mieter diese später fest, obwohl er von einem anderen Zustand ausgegangen ist, sind Streitigkeiten denkbar. Hinweise und Informationen lassen sich jedoch in die 360-Grad-Besichtigung einbinden. Makler können somit auch auf Stärken der Immobilie aufmerksam machen – ihnen entgeht aber die Chance, mit den Interessenten zu interagieren.

Gut zu wissen:
Für Kauf- und Mietverträge, die nach einer virtuellen Besichtigung geschlossen werden, gilt ein 14-tägiges Widerrufsrecht, falls das Objekt nicht den Erwartungen des Käufers oder Mieters entspricht. Ein solcher Vertragsrücktritt ist nach einem Vor-Ort-Termin nicht möglich.

Das Erstellen einer virtuellen Besichtigung verursacht Mehrkosten. Wie hoch die Ausgaben ausfallen, richtet sich nach der Größe der Immobilie. Im Regelfall werden 200 bis 1.000 Euro fällig. Dieses Marketinginstrument empfiehlt sich insbesondere für die Präsentation exklusiver, hochpreisiger Immobilien. Gerade bei diesen Objekten soll eine überregionale Zielgruppe angesprochen werden, die sich auf diese Weise einen besseren ersten Eindruck verschaffen kann. Häufig werden virtuelle Hausbesichtigungen auch für Immobilien genutzt, die sich noch in der Planung oder in der Bauphase befinden.

Bei manchen Objekten fällt es auch ohne großen Aufwand leicht, Interessenten zu finden. Ein klassisches Beispiel sind zentral gelegene Wohnungen in Ballungsgebieten. Bei diesen ist eine 360-Grad-Besichtigung lediglich als willkommenes Extra zu betrachten.

Fazit: Perfektes Präsentationsmittel, aber kein Ersatz

Virtuelle Immobilienbesichtigungen verschaffen Anbietern und Interessenten gleichermaßen Vorteile. Sie erwecken eine Wohnung oder ein Haus auf dem Bildschirm zum Leben. Diese Eindrücke sind für potenzielle Mieter und Käufer aussagekräftiger als ein herkömmliches Exposé. Sie können somit leichter eine Vorauswahl treffen. Verkäufer und Vermieter vermeiden übermäßigen Publikumsverkehr und erreichen ihre Zielgruppe effizienter. Ein digitaler Rundgang ersetzt aber keineswegs einen Vor-Ort-Termin, sondern ist als ergänzendes Marketinginstrument zu verstehen. Erst bei einer realen Besichtigung wird der Eindruck von der Immobilie wirklich komplett – und ohne diesen sollten Interessenten keine endgültige Entscheidung treffen.

Bildnachweis: Song_about_summer / Shutterstock.com

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