3D-Drucker-Haus – das Haus der Zukunft?

Ein Modellhaus wird gedruckt, gibt es bereits ein 3D-Drucker-Haus?

Es klingt wie ein Szenario aus einer weit entfernten Zukunft: ein Haus, das nicht länger Stein für Stein gebaut werden muss, sondern einfach aus dem 3D-Drucker kommt. Doch das Ganze ist bereits realer als häufig angenommen, denn die ersten Prototypen stehen schon. Wie ein Haus gedruckt wird, welche Vorteile ein Drucker-Haus bietet und was es kostet, erfahren Sie hier.

Wie entsteht ein Haus aus dem 3D-Drucker?

Ein gedrucktes Haus wird zunächst ganz regulär von einem spezialisierten Architekten am PC geplant. Jedoch werden daraufhin keine Baupläne erstellt und Handwerker angeheuert. Stattdessen wird der Plan auf einen 3D-Drucker gespielt, der im Anschluss direkt an der Baustelle an einem Gerüst angebracht wird. Hierbei kann der 3D-Druck mit nur einer Achse oder mit 2 Achsen erfolgen. Wird der Drucker an nur einer Aufhängung befestigt, dreht er sich kontinuierlich um sich selbst. Es entsteht ein rundes Gebäude. Bei der Befestigung an 2 Aufhängungen kann er sich freier bewegen. Auch Ecken und Kanten sind hier möglich.

Ist der Drucker angebracht, wird er mit dem Druckmaterial befüllt. Hierbei handelt es sich häufig um Beton. Der Drucker fährt im Anschluss die Umrisse des Hauses entlang der vorprogrammierten Route ab und spritzt den Beton Schicht für Schicht auf. Dabei lässt er Aussparungen für Fenster und Türen. Auf Wunsch können beim Druck auch Hohlräume für die Dämmung oder für Versorgungsleitungen vorgesehen werden. Überwacht wird der Drucker bei seiner Arbeit von einem Architekten und einigen wenigen Handwerkern.

Wände zu drucken, ist für den 3D-Drucker längst kein Problem mehr, doch auch Bodenplatten oder Dächer können bereits aus dem 3D-Drucker kommen. Während es sich bei vor Ort gedruckten Häusern bisher meist noch um seltene Prototypen handelt, kommt der 3D-Druck bei der Vorfertigung einzelner Bauteile bereits häufiger zum Einsatz. So können ganze Wände in Produktionshallen vorgedruckt und anschließend wie bei einem Fertighaus direkt vor Ort zusammengesetzt werden.

Wie sieht ein 3D-Haus aus?

Da der Drucker die einzelnen Betonschichten nach und nach aufspritzt, ergibt sich bei den Wänden ein Schichtlook – und das sowohl außen als auch innen. Sollte Ihnen dieser ausgefallene Stil nicht zusagen, können Sie die Wände ganz einfach mit Holz oder Putz verkleiden. Einige besonders fortschrittliche 3D-Drucker können das bereits während des eigentlichen Drucks für Sie erledigen.

Bauzeit: Wie lange dauert es, ein 3D-Drucker-Haus zu drucken?

Der Druck eines Hauses geht überraschend schnell vonstatten, was viele Bauherren von einem wahren Blitz-Bau träumen lässt. So wurde im Sommer 2021 im westfälischen Beckum das erste deutsche 3D-Druck-Haus errichtet. Der eigentliche Druck dauerte dabei lediglich 100 Stunden – und das, obwohl zur Sicherheit nur mit halber Geschwindigkeit gedruckt wurde. Verglichen mit den Bauzeiten bei regulär errichteten Häusern dürfen Sie sich hier also über eine massive Zeitersparnis freuen.

Allerdings müssen Sie eines bedenken: Auch ein 3D-Haus will gut geplant sein und da die Technik noch sehr jung ist, braucht dies etwas mehr Zeit. Insgesamt dauerten Planung und Bau des 3D-Prototypen in Beckum circa 8 Monate.

Was kostet ein Haus aus dem 3D-Drucker?

Obwohl die Technologie noch jung ist, sehen sich schon jetzt viele Bauherren gezielt nach einem 3D-Drucker-Haus um. Häufig gehen diese davon aus, dass die schnelle Bauzeit Hand in Hand mit einem günstigen Preis geht. Dem ist jedoch leider noch nicht so: Das Modell-3D-Haus in Beckum mit seinen 160 Quadratmetern Wohnfläche kostet insgesamt etwa 500.000 Euro. Dies liegt einerseits an der exklusiven Lage und der hochwertigen Ausstattung, andererseits aber auch am Druck selbst.

Laut Waldemar Kote, dem Architekten des Beckumer 3D-Drucker-Hauses, müssen Bauherren damit aktuell rund 15 Prozent mehr zahlen als für ein regulär gebautes Massivhaus. Dem Experten zufolge soll sich das jedoch bereits in den nächsten 5 Jahren umkehren: Je mehr Häuser gedruckt werden, desto geringer sind die Kosten, sodass Bauherren in Zukunft mit gedruckten Häusern voraussichtlich das bessere Geschäft machen.

Wie nachhaltig ist ein 3D-Drucker-Haus?

Was den ökologischen Aspekt angeht, haben 3D-Druck-Häuser Vorteile wie auch Nachteile. Gut für die Umwelt ist etwa, dass der Druck sehr ressourcenschonend ist. So bleibt kaum Restmaterial, das im Anschluss entsorgt werden muss. Zudem ist die Baustelle wesentlich sauberer und sicherer. Nachteilig ist hingegen, dass das gängigste Druckmaterial bislang regulärer Beton ist, der nicht gerade umweltschonend ist. So entfallen weltweit etwa 6 bis 8 Prozent der CO2-Emissionen auf die Herstellung von Zement.

Allerdings gibt es vielerorts bereits Firmen, die sich dieses Problems annehmen. So wird mit Beimischungen aus pflanzlichen Materialien experimentiert, die den 3D-Druck von Immobilien mittel- und langfristig nachhaltiger gestalten sollen.

Fazit: 3D-Druck-Haus aktuell noch nicht massentauglich

Auch wenn vereinzelt bereits ganze Häuser direkt vor Ort gedruckt werden, ist das 3D-Druck-Haus bei Weitem noch nicht massentauglich. Zu hoch sind die Kosten bislang und auch umwelttechnisch bietet ein 3D-Druck-Haus bislang kaum Vorteile. Allerdings schreitet die Technik schnell voran, sodass 3D-Druck-Häuser mittelfristig durchaus eine valide Alternative zum regulär gebauten Massivhaus sein könnten. Als angehender Bauherr sollten Sie die Entwicklung auf jeden Fall im Auge behalten!

Bildnachweis: YAKOBCHUK VIACHESLAV / Shutterstock.com

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